Was wir erwarten oder befürchten neigt dazu wahr zu werden. Selbsterfüllende Prophezeiungen und wie sie sich auf unser Leben auswirken.
Wie ich bereits erwähnt habe, sind beide, Optimisten und Pessimisten, gute Propheten. Der Optimist, der mit dem guten Ausgang einer Sache rechnet, behält ebenso oft recht, wie der Pessimist, der mit dem schlechten Ausgang einer Sache rechnet. Wie ist das möglich? Des Rätsels Lösung ist:
Was wir erwarten oder befürchten, neigt dazu, wahr zu werden!
Warum ist das so? Schauen wir uns ein Experiment an, das uns auf diese Frage eine Antwort geben kann.
Man zeigte Versuchspersonen Bilder von Menschen. Die Versuchspersonen sollten sagen, welche Menschen sie für sympathisch und welche für unsympathisch hielten. Daraufhin teilte man einigen Versuchspersonen mit, sie würden nun am Telefon mit den Menschen sprechen, die sie für sympathisch hielten.
Anderen Versuchspersonen sagte man, sie würden am Telefon mit den Menschen sprechen, die sie für unsympathisch hielten. Diejenigen Versuchspersonen, die ihren Gesprächspartner zuvor als sympathisch eingestuft hatten, verhielten sich am Telefon sehr freundlich. Sie sprachen mit dem anderen in einer warmen, humorvollen und lebhaften Weise. Diejenigen Versuchspersonen, die glaubten, sie hätten an der anderen Leitung den unsympathischen Menschen an der Strippe, verhielten sich kühl, abweisend und desinteressiert.
Nun, wenn Ihnen jemand kühl und reserviert begegnet, wie verhalten Sie sich dann? Gehen Sie auf denjenigen freudestrahlend und mit offenen Armen zu? Nein. Die meisten von uns werden ebenfalls abweisend und zurückhaltend reagieren.
Das heißt: Unsere Erwartungen beeinflussen unser Verhalten - auch wenn uns das nicht bewußt sein mag - und andere Menschen reagieren darauf entsprechend. Der eigene Umgangsstil ruft in unseren Mitmenschen genau diejenigen Verhaltensweisen hervor, die unseren Erwartungen entsprechen.
Es erfüllt sich das, was wir erwarten. Deshalb nennt man dieses Phänomen in der Psychologie "Selbsterfüllende Prophezeiung". Im Alltag sagen Menschen oft, denen so etwas passiert: "Ich hab´s kommen sehen” oder "Ich wußte schon immer, daß er etwas gegen mich hat.” Wenn Menschen sagen, sie hätten etwas vorhergesehen, dann drücken sie damit in der Regel nur aus, daß sie durch ihr Verhalten dazu beigetragen haben, daß sich das ereignen konnte, was passierte.
Doch damit nicht genug. Unsere Erwartungen haben noch weiterreichende Wirkungen.
Hat man sich erst einmal über jemanden ein (Vor-)Urteil gebildet, dann nimmt man auch nur noch die Merkmale am anderen wahr, die in das Bild vom anderen passen. Hält man jemanden z.B. für unzuverlässig, dann registriert man die Male, in denen er sich als zuverlässig erweist, gar nicht. Man sieht nur die Male, in denen er durch sein Verhalten unser Vorurteil bestätigt.
So ist es auch, wenn man sich eine bestimmte Philosophie über sein Leben oder das Leben im allgemeinen zugelegt hat. Man sieht dann nur noch, was in das Bild paßt, das man sich gemacht hat und läßt alles andere unter den Tisch fallen.
Wenn ich depressive Menschen frage, was sie alles in ihrem Leben erreicht oder geleistet haben, dann höre ich meist: "Nichts”. Diese Menschen sind davon überzeugt, daß ihr gesamtes Leben nur eine Serie von Mißerfolgen und Fehlschlägen ist. Selbst ehemals als positiv erlebte Ereignisse werden nun von ihnen als negativ bewertet oder sie werden einfach abgewertet: "Das war nichts Besonderes: Das war Zufall. Das können andere auch”, usw.
Was Sie bedenken sollten: wenn Sie zu sich, Ihren Fähigkeiten, Ihren Mitmenschen und Ihrer Zukunft negativ eingestellt sind, wenn Sie also pessimistisch und voll negativer Erwartungen sind, dann denken und handeln Sie so, daß genau das eintritt, was Sie erwarten oder befürchten - nämlich Negatives.
Schauen Sie sich die junge Frau in der Abbildung an. Können Sie sie sehen? Prima. Nun schauen Sie sich die Abbildung nochmals an. Dieses Mal sehen Sie eine alte Frau mit einer großen Nase. Sehen Sie diese?
Wie ist das möglich? Tatsächlich sind in diesem Bild eine junge und eine alte Frau abgebildet. Ob Sie zuerst die junge oder alte Frau sehen, hängt von Ihrer Erwartung ab.
Dieses simple Beispiel zeigt, dass Ihre Wahrnehmung immer von Ihrer Erwartung beeinflusst wird. Sie erschaffen sich durch Ihre Erwartung eine subjektive Welt, glauben aber, dass Ihre Wahrnehmung real ist. Deshalb führen positive Erwartungen oft zu positiven Ergebnissen und umgekehrt. Man erlebt, womit man rechnet.
In einem Experiment sagte man Lehrern, sie bekämen eine sehr intelligente und aufgeweckte Klasse, während man anderen Lehrern sagte, sie bekämen eine eher mittelmäßige Klasse, bei der sie nicht allzu große Leistungen erwarten sollten.
Tatsächlich aber gab man den Lehrern völlig normale Klassen, wie sie in jeder Schule zu finden sind!
Das Ergebnis war umwerfend. Die Leistungen derjenigen Klassen, bei denen die Lehrer glaubten, es handle sich um sehr gute Schüler, lagen nach etlichen Monaten über dem Durchschnitt, während die Leistungen derjenigen Schüler, von denen die Lehrer sich nichts erhofften, unter dem Durchschnitt lagen. Auch hier ist des Rätsels Lösung: Diejenigen Lehrer, die glaubten, sie hätten intelligente Schüler, verhielten sich anders gegenüber den Schülern, als diejenigen Lehrer, die glaubten, ihre Schüler seien nur mittelmäßig.
Die Lehrer der vermeintlich intelligenten Schüler förderten diese mehr und hatten mehr Geduld mit ihnen. Die Lehrer der vermeintlich nur mittelmäßigen Schüler gaben sich keine so große Mühe. "Wozu auch”, mögen sie gedacht haben, "bei denen ist eh Hopfen und Malz verloren.” Solche sich selbst erfüllende Prophezeiungen sind auch im Spiel, wenn wir vom "Pech verfolgt werden".
Menschen, die häufig Pech haben, malen sich in ihrer Vorstellung bei allem immer nur aus, was schiefgehen könnte. Sie rechnen immer mit dem Schlimmsten. Menschen, die ein Unheil vorhersehen, erleiden es 2-fach - einmal, weil sie sich durch ihre negativen Phantasien schlechte Gefühle machen - ohne dass etwas passiert wäre, und dann nochmal, wenn das von ihnen Befürchtete tatsächlich eintritt.
Nun kann man natürlich fragen, was war zuerst da: das Ei oder die Henne. Waren diese Menschen zuerst negativ eingestellt und hatten dann Pech oder legten sie sich aufgrund ihrer häufigen schlechten Erfahrungen eine negative Sichtweise zu?
Ich bin der Überzeugung, daß diese Menschen in der Regel zuerst pessimistisch dachten und sie dann negative Erfahrungen machten, die sie in ihrer pessimistischen Sichtweise bestärkten. Wenn ich überzeugt bin, bei allem, was ich anpacke, zu versagen, dann ist das nicht sehr motivierend. Ich gehe entweder nur halbherzig an die Sache heran oder gebe mir erst gar nicht die Chance, mich vom Gegenteil zu überzeugen - sprich ich unternehme nichts und bleibe passiv.
In beiden Fällen ist das Ergebnis dasselbe: Ich trete auf der Stelle. Wenn ich halbherzig an eine Sache herangehe, dann gebe ich beim kleinsten Hindernis, das sich mir in den Weg stellt. Warum? Weil ich meine negative Meinung durch das Hindernis bestätigt sehe, nämlich daß ich versage und es deshalb keinen Sinn macht, mich weiter anzustrengen. Wenn ich erst gar nichts unternehme, um meinem Ziel näher zu kommen, dann werde ich es natürlich auch nicht erreichen.
Optimisten, die mit dem guten Ausgang einer Sache rechnen, sind natürlich sehr motiviert, das zu erreichen, was sie als erreichbar ansehen. Wenn sie auf ein Hindernis stoßen, dann betrachten sie es vielleicht als eine lästige Fliege, durch die sie sich jedoch nicht von der Verfolgung ihres Ziels abhalten lassen.
Der wohl eindeutigste Beweis für die Wirksamkeit optimistischen Denkens auf das körperliche Befinden und das Leben im allgemeinen ist der Placebo Effekt. Ein Placebo ist eine Pille, die wie ein richtiges Medikament aussieht. Ein Placebo enthält jedoch nur Zucker, also keine Wirkstoffe.
Es gibt zahlreiche Untersuchungen, in denen man nachweisen konnte, daß Menschen, die glauben, sie hätten beispielsweise eine Schmerztablette bekommen, in Wahrheit aber nur ein wirkungsvolles Placebo erhalten haben, keine Schmerzen mehr verspüren. In manchen dieser Untersuchungen war die Wirksamkeit des Placebos ebenso groß wie die eines richtigen Medikamentes.
Der einzige Wirkstoff, der in Placebos ist, ist der Glaube an die Wirkung.
Wenn wir von etwas fest überzeugt sind, wenn wir an unsere Heilung glauben - und damit mit einem positiven Ausgang rechnen, dann kann unser Körper die in uns innewohnenden Selbstheilungskräfte freisetzen und wir können gesund werden.
Wie groß die Macht des Denkens ist, kann man an hypnotisierten Menschen sehen.
Wenn ich Sie hypnotisieren und Ihnen suggerieren würde, daß ich Ihnen ein glühendheißes 1 EURO Stück auf Ihren Handrücken lege, Ihnen aber tatsächlich nur ein ganz normales 1 EURO Stück aus meiner Geldbörse auf die Hand legte, dann würde sich an dieser Stelle eine Brandblase bilden. Wenn ich Ihnen suggerieren würde, daß es im Raum entsetzlich kalt wäre, würde Sie frieren und umgekehrt würden Sie ins Schwitzen geraten, wenn ich Ihnen suggerieren würde, daß es sehr heiß im Raum ist. Wenn ich Ihnen suggerieren würde, daß Sie vollkommen schwach sind, daß Ihre Arme schwer wie Blei sind, dann könnten Sie nicht einmal einen Bleistift aufheben.
Ihr Glaube, schwach zu sein, würde ausreichen, es tatsächlich auch zu sein.
Schauen Sie sich hierzu das Video an Sich glauben an.
In Ihnen stecken Kräfte und Fähigkeiten, die Sie nur deshalb nicht entfalten und einsetzen können, weil Sie nicht daran glauben, über sie zu verfügen.
Deshalb sind Optimisten so oft erfolgreich. Sie rechnen mit einem guten Ausgang und sind überzeugt, die für die Erreichung ihrer Ziele notwendigen Fähigkeiten zu haben oder sich diese aneignen zu können. Es ist ihr Glaube, der ihnen den Vorsprung gegenüber den Pessimisten verschafft. Sie sind nicht cleverer oder begabter als die Pessimisten. Sie glauben einfach daran, das erreichen und verwirklichen zu können, was sie sich wünschen. Schauen wir uns nun die 2 schädlichsten Denkhaltungen pessimistischer Menschen an und wie sich diese auswirken.
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