Hilfestellungen der Psychotherapeutin Dr. Doris Wolf für den Umgang mit seelischer Erschöpfung und ausgelaugt sein.
Im Augenblick fragst du dich, wofür dein ganzer Einsatz und dein ganzes Ringen sein sollen. Du kannst keinen Sinn mehr darin entdecken. Du meinst es gut, bist großzügig und setzt dich mit all deinen Kräften ein. Von deinem Umfeld wird es nicht oder nicht mehr honoriert. Du hattest so große Pläne und Ziele. Du hast den Eindruck, statt sie zu erreichen, kommt du immer weiter von ihnen weg.
Du kommst dir vor wie Sysiphos, der immer wieder den Stein unter großen Mühen auf den Berg hinaufrollt, nur um dann mitansehen zu müssen, wie er wieder bis ins Tal hinunterrollt. Du hast den Eindruck, eine Marionette zu sein, an der andere an hunderten von Fäden versuchen, sie in ihre Richtung zu bekommen. Du zweifelst an deinen Fähigkeiten, denn früher machtest du alles mit links und voller Energie, heute übersteigt es deine Kräfte. Du hast den Eindruck, je mehr du dich bemühst, umso weniger kommt dabei heraus.
Dich leer und ausgebrannt fühlen; keinen Sinn sehen; erschöpft sein; dich ausgenützt fühlen; resigniert sein; keine Kraft mehr haben; dich überfordert fühlen; dich als zu gut für diese Welt fühlen; aggressiv sein; gereizt fühlen; an dir zweifeln; überempfindlich sein; Energielosigkeit.
Du verspürst vielleicht körperliche Symptome wie Anspannung, Unruhe, Mattigkeit, hast Konzentrations- und Schlafstörungen. Dir gehen Gedanken durch den Kopf wie: "Wofür das alles ...", "Ich schaffe das alles nicht mehr".
Akzeptiere deine Erschöpfung und Kraftlosigkeit
Es ist nichts verkehrt an dir und deinem Körper. Dein Körper ist im Augenblick lediglich ausgelaugt.
Statt immer mehr Gas zu geben, statt dich immer mehr anzutreiben oder dich antreiben zu lassen, akzeptiere, dass du dich erschöpft fühlst und dich nach Ruhe sehnst.
Jetzt bist du am Zuge, deine Batterie aufzuladen. So lange niemand in Lebensgefahr gerät, hast du das Recht, oder richtiger sogar die Pflicht, jetzt mal an dich zu denken. Deine Batterie kannst nur du wieder auffüllen. Überlege dir, was dir jetzt gut tun würde: ein Spaziergang im Park, ein Stadtbummel, eine Massage, eine Runde schwimmen, ein kleines Nickerchen, ein Duftbad, ein neues Rezept ausprobieren, ein Kinobesuch, gemütlich im Bett Tee trinken, Vögel im Park beobachten?
Setze dich entspannt hin. Lege die Hand auf deinen Unterbauch und atme so tief ein, dass du deine Hand hoch atmest. Dann lasse den Atem langsam wieder ausströmen und denke dabei das Wörtchen "entspannt". Wiederhole dieses tiefe Einatmen und Ausatmen einige Minuten, so lange bis du dich erholter fühlst.
Beantworte dir diese Fragen: Woran liegt es, dass du dich ausgelaugt und leer fühlst? Stellst du zu hohe Anforderungen an dich? Erwartest du zu viel von anderen? Teilst du deine Bedürfnisse nicht mit? Lädst du dir Verantwortung für andere auf, die du gar nicht hast? Delegierst du zu wenig an andere? Sagst du zu selten Nein? Leidest du vielleicht an einem Helfersyndrom und bist deshalb so ausgelaugt und erschöpft?
Inwiefern fühlst du dich ausgenutzt? Inwiefern siehst du deinen persönlichen Einsatz als sinnlos? Was bräuchtest du, um zufriedener zu sein? Was musst du tun, um deine Wünsche und Bedürfnisse mehr erfüllt zu bekommen?
Du hast zwei Möglichkeiten, (wieder) zu einem ausgeglichenen Konto zu kommen:
a) Reduziere deinen Einsatz, indem du weniger gibst oder Aufgaben delegierst, oder
b) lass die anderen mehr Einsatz bringen.
Die Anderen sind für ihr körperliches und seelisches Wohlbefinden selbst verantwortlich. Wenn sie zu viel von dir erwarten, dann müssen sie zwangsläufig enttäuscht sein, wenn du Nein sagst. Sie können lernen, ihre Erwartungen an dich zu reduzieren und sich mit einem geringeren Einsatz von dir zufrieden zu geben.
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