12 Hilfestellungen der Psychotherapeutin Dr. Doris Wolf für den Umgang mit körperlichen Schmerzen.
Dein Körper macht dir im Augenblick keine Freude. Er meldet dir, dass etwas nicht in Ordnung ist. Er ist aus dem Gleichgewicht geraten und will dich alarmieren, etwas gegen die Störung zu unternehmen. Doch du erlebst dies nicht als hilfreich. Im Gegenteil: Du betrachtest die Schmerzen und deinen Körper im Augenblick als Feinde und nicht als Verbündete.
Du siehst keine gute Absicht in den Schmerzen sondern eine große Belastung. Du erlebst deine Schmerzen als Stress. Die Schmerzen rauben dir die Lebensfreude, deine Aktivität und Energie. Sie stören deinen Tagesablauf und deine Konzentration. Sie drängen sich vielleicht sogar so in den Vordergrund, dass du gar nichts mehr anderes wahrnimmst.
Du wagst es nicht mehr, dich zu verabreden, aus Angst wegen der Schmerzen absagen zu müssen. Du quälst dich mit dem Gedanken, wie das weitergehen soll und was dich noch Schlimmes erwartet. Du fühlst dich deinen Schmerzen ausgeliefert.
Traurig bis hin zu depressiv sein; hoffnungslos sein; gereizt und unzufrieden sein; ängstlich sein; wütend sein; keine Freude mehr verspüren können; zu nichts aufraffen können; an dir selbst zweifeln; dich von anderen zurückziehen; nur noch auf den Schmerz konzentrieren; Aktivität und Bewegung vermeiden; deinen Interessen und Hobbys nicht mehr nachgehen.
Du verspürst vielleicht körperliche Symptome wie Anspannung, Nervosität und hast Konzentrations- und Schlafstörungen. Du hast Angst, mit deinen Schmerzen auf Dauer leben zu müssen.
Ehe ich dir einige Tipps gebe, wie du deine Schmerzen lindern kannst, möchte ich dir einige Erkenntnisse der Schmerzforschung mitteilen, auf denen meine Tipps beruhen.
Aktiviere dein Körpergedächtnis.
Stell dir jeden Tag - möglichst mehrmals - vor, wie es dir in der Zeit ging, als du schmerzfrei warst. Erinnere dich lebhaft, wie du dich bewegt, was du alles unternommen hast. Mit anderen Worten: sie dich so, wie du auch heute gerne wieder wärst - beweglich und schmerzfrei. Auf diese Weise aktivierst du deine körpereigenen Selbstheilungskräfte. Die Wirkung solch positiver Vorstellungübungen ist kein esoterischer Quatsch, sondern wissenschaftlich erwiesen.
Bedanke dich bei deinem Körper.
Ich soll mich bei meinem Körper bedanken, wo er mir doch Probleme macht? Ja, Dankbarkeit ist nämlich ein Powergefühl mit enorm positiven Auswirkungen auf den Körper. Es ist doch so: Auch wenn du momentan im Rücken, im Knie, im Kopf - wo auch immer - Schmerzen hast, es gibt so viele Organe und Muskeln in deinem Körper, die ihre Arbeit einwandfrei erledigen. Bedanke dich dafür bei deinem Körper. Statt deinem Körper zu grollen und ihn abzulehnen, danke ihm mehrmals (!) täglich, dass er dich all die Jahre so gut durchs Leben gebracht hat - und es immer noch tut. Lass dich überraschen, welch positive Wirkung dein Danke auf deinen Körper hat. Ebenfalls kein esoterischer Hokuspokus, sondern eine wissenschaftlich überprüfte Tatsache.
Behandle deinen Körper liebevoll.
Ich soll meinen Körper liebevoll behandeln, obwohl er mir so zusetzt? Ja, tu das. Eine Frage: wenn es jemandem seelisch oder körperlich schlecht geht, was tust du dann? Du tröstest ihn. Richtig? Du nimmst ihn vielleicht in den Arm, sprichst ihm Mut zu: "Kopf hoch. Das wird schon wieder". Dadurch geht es dem anderen dann für kurze Zeit besser. Er schöpft wieder Hoffnung. Auch dir geht es besser, wenn du dich tröstest, statt dich und deinen Körper zu verfluchen. Selbstmitgefühl nennt man das.
Entspanne deine Muskulatur.
Schließe die Augen und spanne alle Muskeln in deinem Körper für etwa 5 Sekunden gerade so stark, dass du ein leichtes Ziehen verspürst; es soll nicht zu einer Verkrampfung kommen. Dann lass die Muskeln wieder locker und genieße für etwa 10 Sekunden lang das Gefühl der Entspannung bewußt. Wiederhole diesen Rhythmus zwischen An- und Entspannung mehrmals. Wenn du mehr Zeit investieren willst, erlerne die Progressive Muskelentspannung nach Jakobson.
Setze die Bauchatmung ein.
Konzentriere dich auf deinen Atem und atme bis tief hinunter in den Bauchraum. Dann lasse den Atem langsam wieder ausströmen. Dann halte den Atem an und zähle von 1001 bis 1006 (eintausendundeins ... eintausendundsechs), dann atme wieder ein, aus und halte den Atem wieder an, während du zählst. Mache das einige Minuten lang.
Lenke dich ab.
Beschäftige dich mit etwas, das dir Spaß macht oder worüber du lachen kannst. (Comic, Witze, Lieblingsserie im TV) Wenn du Spaß hast oder abgelenkt bist, wirst du den Schmerz "überhören" bzw. vergessen. Ürigens: Lachen ist ein natürliches Schmerzmittel. Durch das Lachen werden in deinem Körper natürliche Schmerzmittel freigesetzt. Mehr darüber in Heilkraft des Lachens.
Sorge täglich für eine gute Stimmung
Es gibt eine ganze Reihe Guter Laune Rezepte, die dir helfen können, dass deine Schmerzen dir deine Stimmung nicht allzusehr trüben. Suche dir aus diesen das eine oder andere Rezept aus und schau, ob es dir gut tut.
Schaffe dir einen Ort der Sicherheit.
Begebe dich in der Phantasie an einen Ort, an dem du dich sehr wohl fühlst und frei bist von all den Schmerzen. Male dir lebendig aus, wie der Ort aussiehst, was du siehst, wie du dich dort bewegst oder wie du sitzt, was du hörst, was du spürst, was du riechst, was du schmeckst. Rufe dir möglichst alle Sinneswahrnehmungen, die du hast, wenn du dich an diesem Ort befindest, ins Bewusstsein.
Nutze deine Phantasie.
Stelle dir deinen Schmerz bildhaft als einen konkreten Gegenstand vor, beispielsweise einen Hammer. Welche Form hat der Gegenstand, aus welchem Material ist er? Welche Farbe und Größe? Macht er Geräusche? Ist er heiß oder kalt? Dann stelle dir vor, wie sich der Gegenstand verändert, sodass du weniger Schmerz verspürst. Der Hammer könnte beispielsweise beim Schlagen einfach zerbröseln oder zu einem weichen Gummihammer werden.
Lenke deinen Blick auf Ereignisse, die dir guttun.
Wofür in deinem Leben könntest du dankbar sein? Womit bist du zufrieden? Wenn du deinen Blick auf das lenkst, wofür du dankbar sein kannst, dann macht dies deine Schmerzen erträglicher.
Sorge für Bewegung.
Raffe dich auf, auch wenn es dir schwer fällt, und bring deinen Körper in Bewegung - sofern keine medizinischen Gründe dagegen sprechen. Du bist dadurch abgelenkt, seelische und körperliche Verspannungen lösen sich, du bekommst eine bessere Stimmung und dein Körper bleibt beweglich. Fast alle Schmerzzustände werden durch Bewegung günstig beeinflusst.
Hole dir einen Expertenrat ein.
Wenn du unter chronischen Schmerzen oder Schmerzen infolge einer körperlichen Erkrankung oder eines Unfalls leidest, dann nimm Kontakt zu einer Schmerzambulanz auf. In einer Schmerzambulanz (gibt es in vielen größeren Städten) lernst du psychologische Strategien kennen, um die Schmerzanfälligkeit und das Schmerzempfinden zu beeinflussen.
Hinter deinen Schmerzen können sich körperliche und/oder seelische Ursachen verbergen. Häufig nehmen unsere Schmerzen den Ausgang im körperlichen Bereich, dann kommt unsere Seele ins Spiel. Wir nehmen unsere Schmerzen wahr, befassen uns mit ihnen mehr oder weniger intensiv, bewerten sie in bestimmter Weise und reagieren in bestimmter Weise auf sie. Deshalb ist es wichtig, dass du zunächst herausfindest, ob es körperliche Ursachen für deine Schmerzen gibt, und wenn ja, welche Einflussmöglichkeiten du hast.
So verrückt es klingen mag, sogar Schmerzmittel können Schmerzen erzeugen. Nimm also Kontakt zu einem Arzt auf. Überhaupt: Mit Schmerzmitteln ist nicht zu spaßen, da du bei falschem und längerem Einsatz von diesen abhängig werden kannst. Nimm diese also auf keinen Fall leichtfertig und für lange Zeit. Lies den Beitrag über Abhängigkeit von Medikamenten
Wenn du unter chronischen Schmerzen oder Schmerzen infolge einer schweren körperlichen Erkrankung leidest, dann gehe in eine Schmerzambulanz. Es gibt hilfreiche psychologische Strategien, um das Schmerzempfinden zu beeinflussen. Wenn der Arzt keine Ursache findet, heißt dies nicht, dass du dir etwas einbildest.
Deine körperlichen Schmerzen können z.B. durch seelische Verspannungen und Belastungen ausgelöst werden, die entstehen, weil du gerade in einer Trauer- oder Trennungssituation bist oder berufliche bzw. private Konflikte und Probleme hast. Wenn du z.B. Rückenschmerzen hast, dann heißt das nicht, dass mit deiner Wirbelsäule etwas nicht in Ordnung ist.
Gerade Rückenschmerzen sind meist die Folge seelischer Probleme!
Mehr Informationen hierzu findest du in dem Artikel Psychosomatik - wie die Seele den Körper beeinflusst. Auch Ängste, Burnout, berufliche Überforderung, Stress, eine posttraumatische Belastungsstörung oder eine Depression können sich in Schmerzen äußern. Dann musst du lernen, diese seelischen Erkrankungen zu bewältigen. Hier kann es hilfreich sein, dir psychotherapeutische Hilfe zu holen.
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Guten Tag,
die guten Ratschläge habe ich gelesen. Vieles von den Dingen habe ich schon probiert. Dennoch bin ich verzweifelt, weil ich sehr unter den Schrauben und der Metallplatte in der Schulter leide. Ich halte die Schmerzen nicht mehr aus. Ich habe auch nicht vom operierenden Arzt eine Entfernung in Aussicht gestellt bekommen. Ich bin 60 Jahre alt. Ich habe Angst bis zu meinem Lebensende diese furchtbaren Schmerzen zu behalten. Das wäre kein Leben mehr. Muss ich mich damit abfinden, die Schmerzen nicht mehr loszuwerden. Ich bin so verzweifelt! Ich habe seit Wochen keine Nacht mehr durchgeschlafen und Tilidin ist doch auch keine Lösung. Ich habe zur Zeit kein Leben mehr.
Ich kann das was unten Ute Richter am 21.9.2020 schrieb so gut nachvollziehen: Auch ich knapp über 60 Jahre alt leide seit fast 5 Jahren Tag und Nacht unter stärksten, entsetzlichen chronischen Schmerzen, habe eine Ärzte und Krankenhaus Odyssee hinter mir und werde zunehmend lebensmüde. Und das ganze positive Denken hab ich auch in allen Richtungen wirklich ernsthaft versucht, es führte nicht zur Heilung, nicht mal zur Besserung, positive Gefühle mögen gut sein, nur helfen tun sie bei chronischen Schmerzen auch nicht. Man fühlt sich nur noch schlechter, weil man/frau es nicht schafft diese Schmerzen in den Griff zu kriegen, und echte Schmerzärzte gibt es in Deutschland nicht, lediglich Anästesisten mit einer Fortbildung, die auf die vielen Tausenden chronisch leidenden losgelassen werden. Man bekommt stärkste Opiate, ich habe alle durch, nur die Schmerzen sind geblieben. Na, klar es gibt andere Ansätze, doch bisher keine Fachkräfte die dafür ausgebildet und qualifiziert sind. Es ist auch ein schweres Problem, es wird auch operiert doch das bringt meist nur den Krankenhäusern was weniger den Patienten