Schritt für Schritt aus der inneren Krise: 8 Selbsthilfestrategien für den Umgang mit Kränkungen und Hilfestellungen für das Verzeihen.
Du fühlst dich im Augenblick zutiefst verletzt und unverstanden. Ein anderer hat dich kritisiert, sich in verletzender Form dir gegenüber verhalten, dir etwas unterstellt, wodurch du dich in deiner gesamten Person in Frage gestellt fühlst.
Du grübelst darüber nach: "Wie kann er mir so etwas antun? Er trampelt auf meinen Gefühlen herum. Das ist ungerecht, gemein, rücksichtslos. Ich bin unwichtig". Dir verschlägt es die Sprache, du fühlst dich getroffen. Am liebsten möchtest du ihn nicht mehr sehen. Vielleicht überlegst du, auf welche Weise du ihm zeigen kannst, wie sehr du dich gekränkt fühlst, oder wie du ihm genauso weh tun und dich rächen kannst. Du kannst dich auf nichts anderes konzentrieren als auf dieses Ereignis.
Dich gedemütigt, erniedrigt, angegriffen, getroffen, abgewertet, abgelehnt, entwertet, übergangen, abgekanzelt fühlen, eine dünne Haut haben, eingeschnappt sein; über den Vorfall nachgrübeln; wütend und/oder traurig sein; den anderen angreifen; sprachlos sein; dich zurückziehen; den Kontakt abbrechen; schmollen; auf Rache sinnen; intrigieren; den anderen schlecht machen oder bestrafen wollen, indem du nicht mehr mit ihm redest und ihn keines Blickes mehr würdigst.
Du spürst vielleicht körperliche Symptome wie Unruhe, Anspannung, Herzschmerzen, Beklemmung, Schwindel. Es gehen dir Gedanken durch den Kopf wie "Das darf er mir nicht antun ...", "Er wertet mich ab", "Das verletzt mich ..."
Hast du richtig verstanden, was dein Gegenüber gesagt hat? Frage ihn direkt: "Wie meinst du das?" "Was verstehst du darunter?" "Auf welches konkrete Verhalten beziehst du dich mit deiner Kritik?" "Was wollest du mir mit deinem Verhalten signalisieren? Wenn du möchtest, kannst du mit diesen Rückfragen warten, bis du dich wieder stärker und ruhiger fühlst.
Teile deinem Gegenüber mit, wie du dich fühlst und wie seine Worte oder sein Verhalten bei dir angekommen sind, und was du dir anders wünscht: "Ich habe mich ... gefühlt, weil ich das so .... verstanden habe. Ich würde mir wünschen, dass du .... sagst/tust."
Überlege, welche Gefühle und Motive hinter seinem Verhalten stehen könnten. Hat er sich zuvor möglicherweise von dir angegriffen gefühlt? Passt auf ihn das Stichwort "Ein getroffener Hund bellt"? Ist er generell ein Mensch mit geringem Selbstwertgefühl?
Verhält er sich im Allgemeinen anderen Menschen gegenüber aggressiv und abwertend? Fehlt ihm generell die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen? Ist er zur Zeit stark mit seinen eigenen Problemen beschäftigt? Fällt es ihm schwer, offen zu sein und Nein zu sagen?
Frage dich, ob sich auch positive Absichten hinter seinem Verhalten verbergen könnten? Wollte er dir ein Kompliment machen, das missglückt ist? Wollte er dir helfen, einen Fehler auszumerzen? Oder könnte sein Verhalten vielleicht überhaupt nichts mit dir zu tun haben, sondern mit seiner schlechten Stimmung, Überforderung, Müdigkeit, einer aktuellen Krisensituation?
Erinnere dich daran, dass seine Worte nur seine persönliche Meinung widerspiegeln. Sie müssen überhaupt nichts mit der Wirklichkeit zu tun haben. Du hast die Wahl, ob du seine Meinung für dich akzeptierst oder dir sagst: "Das ist seine persönliche Sichtweise. Ich weiß, dass ich nicht so bin, wie er mich sieht".
Ist das Ereignis für dich so wichtig, dass du dich in Gedanken weiter damit beschäftigen willst? Hilft dir die Beschäftigung damit, deine Ziele zu erreichen und glücklich zu sein? Lohnt es sich, dafür deinen Körper in Aufruhr zu bringen und deine Abwehrkräfte zu schwächen? Wenn nicht, unterbreche deine Erinnerungen immer wieder mit einem innerlichen "Stopp" und sage dir: "Ich bin bereit, loszulassen. Das ist Vergangenheit" - solange bis du nicht mehr an das negative Ereignis denkst.
Vertraue deine quälenden Gedanken einem Tagebuch an und schließe deinen Text mit dem Satz: "Mir gefällt nicht, was der andere gesagt/getan hat, ich bin enttäuscht und traurig. Ich bin ärgerlich. Doch ich bin bereit, ihm zu verzeihen. Er ist ein Mensch und macht als solcher ab und zu Fehler.
Wenn du es mit einem Menschen zu tun hast, der dich immer wieder zu verletzen versucht, überlege dir, ob du weiterhin mit ihm zusammensein willst/musst oder ob du dich von ihm zurückziehen möchtest.
Wenn du dich schnell verletzt fühlst, dann ist dies auf ein geringes Selbstwertgefühl zurückzuführen. Du nimmst die Worte oder das Verhalten der anderen schnell persönlich, weil du innerlich unsicher bist und ein geringes Selbstvertrauen hast. Du solltest deshalb daran arbeiten, deine Selbstachtung und dein Selbstwertgefühl zu stärken.
Ein weiteres Ziel besteht darin, genau hinzuhören, was dein Gegenüber sagt, und rückzufragen, wenn du dich angegriffen und verletzt fühlst. Hast du die Worte des anderen vielleicht in den falschen Hals bekommen? Hat der andere persönliche Probleme, die ihn so haben handeln lassen?
Sollte ein anderer dich tatsächlich bewusst unfair behandeln, kannst du dich darin üben, selbstbewusster zu werden und Grenzen zu setzen.
Wenn du dazu neigst, lange Zeit immer wieder über eine Kränkung zu grübeln und dich damit immer wieder selbst verletzt, solltest du daran arbeiten, diese Erfahrung innerlich abzuschließen. Für dein eigenes Seelenheil ist es wichtig, loslassen und verzeihen zu können!
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