Sind Schuldgefühle nützlich? Erfahre in diesem Beitrag, 8 Tipps, wie du deine Schuldgefühle lindern kannst.
Im Augenblick quälst du dich mit Selbstvorwürfen. Auf nichts anderes kannst du dich konzentrieren. Deine Gedanken kreisen um das Thema: "Wie konnte ich nur ... ? Das hätte mir nicht passieren dürfen" oder "Ich hätte ... tun müssen". Du hast von dir ein bestimmtes Verhalten erwartet und diese Erwartung nicht erfüllt. Du beschimpfst dich mit den wüstesten Schimpfwörtern und hast die Achtung vor dir verloren. Du bist der Meinung, jemand wie du ist ein Versager, ein schlechter Mensch. Du fühlst dich schuldig, dich so egoistisch, herzlos oder unpassend verhalten zu haben. Du siehst nur noch deinen Fehler, deine Schwäche, dein Versagen und verurteilst dich dafür.
Über dein Verhalten nachgrübeln; mit dir hadern; wütend auf dich sein; in der Vergangenheit leben; gereizt sein; dich beschuldigen; dich wertlos fühlen, dich als Versager und schlechten Menschen sehen. Aufgrund deiner Selbstvorwürfe fühlst du dich mies und leidest vielleicht zeitweise unter einer Depression. Deine Schuldgefühle machen dich erpressbar und manipulierbar.
Für deine Schuldgefühle bist du selbst zuständig. Erinnere dich daran: Schuldgefühle besagen nicht, dass du etwas Falsches getan hast. Sie entstehen, weil du denkst, etwas getan zu haben, was du nicht hättest tun sollen, oder etwas nicht getan zu haben, was du hättest tun sollen.
Statt dich zu verurteilen, versuche zu verstehen, weshalb du dich so verhalten hast: Wie hast du dich gefühlt, bevor du dich in dieser Weise verhalten hast? Was hast du in dieser Situation gedacht, um dich so zu verhalten? Was hast du mit deinem Verhalten beabsichtigt?
Wo steht geschrieben, dass du dich hättest anders verhalten sollen? Du hast dich so verhalten, wie es dir zu diesem Augenblick möglich war - entsprechend deinen bisherigen Lebenserfahrungen, entsprechend deines Wissens, deiner Einschätzung der Situation, deiner momentanen Verfassung, deiner Beziehung zum Gegenüber. Möglich, dass es bessere oder angemessenere Verhaltensmöglichkeiten gegeben hätte, aber du hast sie nicht gesehen, nicht parat gehabt, nicht für richtig gehalten, warst dazu in dem Augenblick nicht in der Lage, hast nicht an die Konsequenzen für den anderen gedacht oder diese falsch eingeschätzt.
Lädst du dir möglicherweise mehr Verantwortung auf deine Schultern, als du in der Situation hattest? Konntest du vorhersehen, wie sich die Situation entwickelt? Konntest du vorhersehen, wie der andere auf dein Verhalten reagieren wird? Warst du der einzige, der Einfluss auf den Ausgang des Geschehens hatte? Hattest du vielleicht nur 50 Prozent Einfluss auf den Fortgang des Geschehens, oder sogar noch weniger?
Ordne das Verhalten, für welches du dich verurteilst, auf einer Skala von 0 (kein Fehler) bis 100 (schlimmster vorstellbarer Fehler) ein. Wie schlimm war dein Verhalten? Kannst du dir vorstellen, dass es noch schlimmere Fehler gibt?
Du kannst die Vergangenheit nicht mehr ungeschehen machen. Sage dir, auch wenn du es zunächst nicht glaubst: "Ich bin bereit, zu akzeptieren, wie ich mich verhalten habe. Ich habe gegeben, was mir in dem Augenblick möglich war".
Überlege dir: "Kann ich meinen Fehler wiedergutmachen? Was genau muss ich dafür tun? Kann ich den anderen entschädigen? Was genau kann ich dafür tun? Was lerne ich aus meinem Verhalten? Wie genau kann ich in der Zukunft den Fehler vermeiden?"
Danach verzeihe dir. Sage dir mit lauter überzeugter Stimme: "Ich bin bereit, mir zu verzeihen", - auch wenn du dich noch nicht danach fühlst. Unterbrich deine Selbstvorwürfe immer wieder mit einem innerlichen "Stopp" und lenke deine Aufmerksamkeit darauf, was du JETZT tun willst.
Welche Bedeutung hat dein Fehler für dein weiteres Leben? Wie wirst du wohl in 5 Jahren deinen Fehler einschätzen?
Die Ursache deiner Schuldgefühle liegt in deiner Forderung, perfekt sein zu müssen, und dem Verurteilen für deine Fehler. Um deine Schuldgefühle zu überwinden, musst du diese Forderung aufgeben. Es geht nicht darum, dass dir egal ist, wie du dich verhältst und was dein Verhalten bei anderen bewirkt. Du solltest dich schon darum bemühen, dich deinen moralischen Wertvorstellungen entsprechend zu verhalten. Mit Schuldgefühlen ist jedoch niemand gedient. Es genügt, wenn du dich bemühst, dich nach deinen Regeln zu verhalten - und wenn du gegen diese verstößt, dein Verhalten bereust.
Wofür du dich nicht entschuldigen musst
Schuldgefühle nützen niemandem. Deshalb: befreie dich von deinen Selbstvorwürfen.
Lust auf mehr positive Denkanstöße in Beiträgen, Podcasts, Videos und Lebensweisheiten? Bestelle den kostenlosen PAL-Newsletter und werde eine oder einer von 40.000 Abonnenten.
PAL steht für praktisch anwendbare Lebenshilfe aus der Hand erfahrener Psychotherapeuten und Coaches. Der Verlag ist spezialisiert auf psychologische Ratgebertexte für psychische Probleme und Krisensituationen, aber auch auf aufbauende Denkanstöße und Inspirationen für ein erfülltes Leben. Alle Ratschläge und Tipps werden auf der Grundlage der kognitiven Verhaltenstherapie, der Gesprächstherapie sowie des systemischen Coachings entwickelt. Mehr zu unserer Arbeit und Methodik hier
PAL Verlagsgesellschaft GmbH
Rilkestr. 10, 80686 München
Tel. für Bestellungen: +49 89/ 901 800 68
Tel. Verlag: +49 89/379 139 48
(Montag–Freitag, 9–13 Uhr)
E-Mail: info@palverlag.de
palverlag.de
partnerschaft-beziehung.de
lebensfreude-app.de
praxis-und-beratung.de
Hinterlasse einen Kommentar und helfe anderen mit deiner Erfahrung.
Mein Mann war in einem Heim mit Demenz und Schlaganfall. Ich habe ihn jeden Tag von 10.00 Uhr morgens bis 3 Uhr nachmittags besucht. Aber dann, als er angefangen hat zu sterben - an seinem Todestag - bin ich um 4 Uhr nach Hause gegangen, obwohl ich gewusst habe, jede Stunde oder Minute kann die letzte sein. Ich haette bleiben sollen. Er ist in der gleichen Nacht gestorben. Das verzeihe ich mir nie bis ich auch sterben kann. Ich bin aber leider erst 68 Jahre.
Absolut Rücksichtslos ,von Genuss und Gelüsten getrieben, habe ich meine tolle Frau und Familie -am Heiligen Abend - Richtung Rumänien verlassen , um dort noch einmal "neu anzufangen". Mit benebeltem Geist folgte ich einer jungen Frau, um mir ein Bild zu machen, von der schlimmen Armut und den erbärmlichen Wohnverhältnissen ihrer Familie, von denen mir besagte junge Frau erzählt hatte. Was ich sah, war schlimmer als das erzählte.
Daraufhin habe ich mein gesamtes Vermögen - das für die Rente vorgesehen war-nach Rumänien transferiert ,und der Familie damit ein Haus (und kein kleines) finanziert.
Die Verbindung nach Rumänien wurde danach von deren Seite immer dünner , Fragen nach der Ausbildung, die ich gern für die junge Frau realisiert gesehen hätte , wurden abgetan mit dem Hinweis, das ginge mich nichts an....
Meine liebe Frau ist unmittelbar aus unserem Haus ausgezogen und hat sich wenig später scheiden lassen. Sie fehlt mir unendlich ,und ich schäme mich unendlich und fühle mich unendlich schuldig wegen meines charakterlosen, egoistischen Verhaltens.
Die Schuld liegt so schwer auf meiner Seele,so dass ich ohne starke Medikamente weder schlafen kann noch den Tag als EU-Rentner überstehen. Daher bin ich enorm dankbar für jede moralisch vertretbare Empfehlung bzgl. Denkhaltung / Strategie, um das Leben wieder etwas erleichtertzu bekommen.
Der HerrGott hat es zudem eingerichtet, dass ich über die Woche auf einer kleinen
Pferderanch helfen und mitleben darf. Das sehe ich als Gnade und Buse zugleich.
Ich persönlich bin schon der Meinung, dass Schuldgefühle ihre Berechtigung haben. Denn wenn ich z.B. jemanden betrogen habe und dann mich schuldig fühle, dann finde ich es schon, dass das Gefühl berechtigt ist. Ich hätte es ja besser lassen sollen! Ich habe mich schuldig gemacht! Natürlich brauche ich es weder zu übertreiben mich selbst heftigst anzuprangern noch mich dadurch erpressbar machen. Aber schuldig habe ich mich ja gemacht! Also darf ich dieses Gefühl ja auch haben. Wieso hat die Natur denn sonst dieses Gefühl hervorgebracht? Weil ich dadurch erpressbar und manipulierbar bin? Finde ich persönlich unlogisch. Hab ich mich falsch verhalten, dann greift mein Alarmsystem und ich habe ein schlechtes Gewissen und Schuldgefühle. Sie zeigen mir an, dass ich Verantwortung für mein Tun übernehmen soll und mich reumütig verhalten könnte.
Ich finde Schuldgefühle richtig und gut, hilfreich und sinnvoll. In Maßen, wie jedes andere Gefühl auch.
Ich habe meine Großmutter vergessen. Es war eine turbulente Zeit, ich war mit dem 4. Kind schwanger, meine Oma war ca. 60 km von mir im Pflegeheim. Hatte sie vorher immer 1 - 2 mal in der Woche besucht, dann ging ich im August in Kur. Meine Mutter, die eigentlich um die Ecke von der Oma wohnte, hat sie manchmal besucht. Sie hat mir aber nicht darüber erzählt. Im September ging die Schule an, viele Dinge zu erledigen und so ging die Zeit... am 25.11. die Nachricht, meine Oma ist verstorben. Ich habe mich nicht verabschiedet, ich hab’s versäumt. Meine große Schuld und sie verfolgt mich seit 32 Jahren. Sie war der Mensch, der mich bedingungslos liebte, wie nie jemand anderes. Und ich kann es nicht mehr gutmachen. Es bedrückt mich unbeschreiblich.
Auch ich habe Schuldgefühle. Zu Recht. Denn ich wurde 15 Jahre lang geliebt, hatte wirklich das Glück neben mir --- aber habe es nicht bemerkt. Denn ich habe mich nur um mich selbst gedreht, um meine Probleme mit meiner Gesundheit und meinem kranken Vater. Das habe ich immer alles zu meinem Partner getragen, und ich hatte keine Energie mehr für andere soziale Kontakte und Unternehmungen mit ihm. Darunter hat mein Partner sehr gelitten. Das Problem war nur, dass ich das nicht gemerkt habe, denn er hat schweigend gelitten. Jetzt hat er ein weiteres Jahr mit sich gerungen, hatte sich schon von einem lebenslustigen Mann zu einem schwermütigen entwickelt, und ich habe nicht reagiert, weil ich mich wiederu nicht geliebt gefühlt habe, denn er hatte sich schon von mir zu entfernen begonnen. Nun hat er mich verlassen. Und ich hatte die vergangenen Wochen, nachdem ich alles begriffen hatte, so um ihn gekämpft, aber er will nicht mehr. Wie soll ich bloß mit dieser Schuld leben, ich habe selber Schuld daran, dass ich ohne diesen wundervollen Menschen weiterleben muss :-(