Eigenlob stinkt nicht – im Gegenteil! Stolz auf sich zu sein und ich selbst loben zu können ist wichtig für uns und unser Selbstwertgefühl. In diesem Beitrag erfährst du, warum.
Beim Thema Selbstkritik sind die meisten von uns wahre Expert:innen. Unsere Schwächen und Fehler nehmen wir genau unter die Lupe und finden jedes noch so winzige Haar in unserer „Was hab ich bloß wieder falsch gemacht“-Suppe, wenn etwas nicht nach unseren Vorstellungen gelaufen ist. Der innere Kritiker feiert ein Fest.
Aber wie steht es mit unserer Fähigkeit, uns selbst zu loben und auch mal stolz auf uns zu sein? Und uns das auch selbst zu sagen? Hier wird es für die meisten schwierig, denn Selbstlob oder Eigenlob gehören für viele nicht zu ihrem Selbstliebe-Repertoire. Für viele haftet dem Stolz auf sich selbst sogar die negative Komponente von Überheblichkeit, Anmaßung und Prahlerei an.
Dennoch weiß jede und jeder von uns, wie gut es tut, von anderen gelobt zu werden. Ein dickes Lob lässt den Tag heller erscheinen und wir sind dann auch gegen Kränkungen besser gewappnet. Unser Selbstvertrauen wächst und wir trauen uns an diesem Tag mehr zu. Doch wenn wir Anerkennung nur noch von außen erhoffen, werden wir auf Dauer enttäuscht werden. Denn die Anerkennung von anderen ist wie eine Droge: Wir wollen immer mehr davon und sind nie langfristig zufrieden mit dem, was wir bekommen. Wir erfüllen permanent die Erwartungen und Wünsche anderer, um deren Anerkennung zu erlangen, und vergessen unsere eigenen Bedürfnisse. Im Endeffekt ein Teufelskreis, der uns nicht glücklich macht.
Ganz anders verhält es sich mit dem Eigenlob, das wir selbst aus unserem Inneren entwickeln. Stolz auf sich zu sein und sich selbst zu loben, kann befreiend wirken und das Selbstwertgefühl enorm steigern.
Aber warum loben wir uns dann selbst nicht häufiger, wo wir doch wissen, wie gut uns ein Lob tut?
Im Folgenden wollen wir uns mit dem stillen, inneren Loben befassen. Ob und wie wir uns in der Öffentlichkeit, z.B. in einem Bewerbungsschreiben oder im Gespräch mit unserem Chef loben, ist ein anderes Thema. Dort kann Bescheidenheit und Nicht-Sprechen über unsere Erfolge verhindern, dass wir beachtet werden oder beruflich vorankommen.
Folgende Gründe führen oft zu Schwierigkeiten mit dem Selbstlob:
Es heißt, "Eigenlob stinkt". Es heißt, sich selbst loben sei überheblich. Warum ist das eigentlich so? Was ist verwerflich daran, wenn wir auf etwas, das wir getan haben, stolz sind? Die Antwort ist einfach: Absolut nichts. Im Gegenteil: Eigenlob und auch Stolz sind Quellen guter Gefühle, die nie versiegen, wenn wir von ihr im gesunden Maß Gebrauch machen.
Und es gibt einen weiteren Vorteil: Wenn wir uns selbst loben können, dann sind wir weniger abhängig vom Lob anderer. Ebenso wie das Lob anderer uns (meistens) freut, wenn wir das Kompliment annehmen können, können wir uns auch mit einem eigenen Lob eine Freude machen.
Guter Stolz und schlechter Stolz
Grundsätzlich kann sich Stolz in verschiedenen Ausprägungen zeigen. Wir können stolz auf uns sein, auf unsere eigene Leistung, oder aber auch auf andere. Manchmal auch auf Dinge, die nicht mit uns direkt zu tun haben, wie z.B. unsere Heimat oder die Fußballnationalmannschaft. Manche Studien unterscheiden den Stolz in authentischen (guten) und überheblichen (schlechten) Stolz, da er uns positiv, aber auch negativ beeinflussen kann. Authentischer Stolz macht uns leistungsfähiger und motiviert uns, bei überheblichem Stolz verhalten wir uns hingegen unsozial gegenüber anderen, prahlen und stellen uns und unser Tun über andere. Gerne wird dieser „schlechte“ Stolz mit Narzissmus in Verbindung gebracht.
Unser Lob kann zum Beispiel so aussehen:
Mit gutem Willen und etwas Übung können wir immer etwas finden, das bei einer Aufgabe gut und lobenswert war – und wenn es nur die Bereitschaft war, etwas zu wagen. Wenn wir Angst haben, durch zu viel Eigenlob eingebildet zu werden, warum haben wir dann keine Angst davor, uns infolge von Selbstkritik minderwertig zu fühlen? Wollen wir uns fair behandeln, dann müssen wir ein Gleichgewicht finden zwischen Kritik und Lob uns selbst gegenüber.
Das bedeutet, unser Verhalten, inklusive unserer Fehler angemessen zu kritisieren, nie aber unsere Person, und Erfolge gebührend zu würdigen und stolz darauf zu sein. Unsere inneren Selbstgespräche sind verantwortlich für unsere Gefühle. Bei Selbstkritik fühlen wir uns schlecht, minderwertig, wütend, traurig – bestenfalls sind wir nur enttäuscht von uns. Bei Selbstlob sind wir zuversichtlich, motiviert und froh.
Wir haben es also in der Hand, ob wir uns mit uns wohl fühlen, quasi gerne für uns arbeiten, oder uns ablehnen. Beherrschen wir die Fertigkeit, uns selbst zu loben, sind wir unabhängiger vom Lob anderer. Wir brauchen nicht mehr begierig darauf zu warten, bis irgendjemandem auffällt, was wir sind oder leisten.
Im Grunde gelten beim Eigenlob die gleichen Prinzipien, die wir auch berücksichtigen sollten, wenn wir anderen ein Lob aussprechen.
Am besten wirkt das Lob, wenn
Wahrscheinlich fällt es dir im Augenblick gar nicht auf, weil du so sehr nach dem, was nicht gut gelaufen ist, schaust. Deshalb müssen wir erst einmal einige Zeit üben, uns selbst zu loben.
Eigenlob hilft dir, sich mit dir selbst wohl zu fühlen. Deshalb lohnt es sich, neue Rituale zu entwickeln:
Du kannst dir z.B. angewöhnen, vor dem Einschlafen nochmals den Tag Revue passieren zu lassen, und dir überlegen, was für dich gut gelaufen ist. Finde mindestens drei Situationen, in denen du dein Verhalten loben kannst.
Überlege, wenn dir in einer konkreten Situation gar nichts Lobenswertes einfallen will, was der positivste Mensch, den du kennst, in einer solchen Situation zu dir sagen würde.
Frage dich in einer konkreten Situation: Was daran könnte ich positiv sehen? Und dann lobe dich dafür.
Zum Beispiel:
Ich habe die Wäsche gebügelt. Super! Gut gemacht.
Ich habe endlich die Planung meiner Altersvorsorge in Angriff genommen. Super! Da kann ich stolz auf mich sein.
Ich habe es geschafft, endlich meine Chefin auf eine Gehaltserhöhung anzusprechen. Super! Ich habe das schwierige Gespräch gut gemeistert.
Wandel das Sprichwort "Eigenlob stinkt" in "Eigenlob hilft" oder "Eigenlob stimmt" um.
Lust auf mehr positive Denkanstöße in Beiträgen, Podcasts, Videos und Lebensweisheiten? Bestelle den kostenlosen PAL-Newsletter und werde eine oder einer von 40.000 Abonnenten.
PAL steht für praktisch anwendbare Lebenshilfe aus der Hand erfahrener Psychotherapeuten und Coaches. Der Verlag ist spezialisiert auf psychologische Ratgebertexte für psychische Probleme und Krisensituationen, aber auch auf aufbauende Denkanstöße und Inspirationen für ein erfülltes Leben. Alle Ratschläge und Tipps werden auf der Grundlage der kognitiven Verhaltenstherapie, der Gesprächstherapie sowie des systemischen Coachings entwickelt. Mehr zu unserer Arbeit und Methodik hier
PAL Verlagsgesellschaft GmbH
Rilkestr. 10, 80686 München
Tel. für Bestellungen: +49 89/ 901 800 68
Tel. Verlag: +49 89/379 139 48
(Montag–Freitag, 9–13 Uhr)
E-Mail: info@palverlag.de
palverlag.de
partnerschaft-beziehung.de
lebensfreude-app.de
praxis-und-beratung.de
Hinterlasse einen Kommentar und helfe anderen mit deiner Erfahrung.
Ich bin 59 Jahre alt und mir fällt es sehr schwer, mich selber zu belobigen und zu lieben. Habe von Kindheit an nie Lobe bekommen.
Danke für den Newsletter.Interessanter Input.
Ein guter Psychotipp! Allerdings sollte man nicht vergessen, dass wir Geschöpf sind. Der allmächtige Gott Jehova hat den Menschen gemacht. ER ist sehr zu loben. J.S. Bach kannte seinen Namen. Verdi, Jesus, Hitler, auch. Im "Vaterunser" wird auf ihn Bezug genommen. Den Namen gab er sich selbst. Übersetzung: Ich werde mich erweisen, als was ich mich erweisen werde. Man darf seinen Namen aussprechen. Das hat er selbst gesagt. Welcher Mensch will das verbieten.