Trauerbewältigung für jung verwitwete Mütter und Väter. Informationen für Menschen die in jungen Jahren ihren Lebenspartner verloren haben.
Wenn wir heiraten - gleichgültig ob kirchlich oder nur nach dem Gesetz - haben wir die Phantasie, bis ans Lebensende mit dem Partner zusammen zu sein.
Wir schmieden Pläne, ob wir Kinder bekommen, wo und wie wir leben wollen und vielleicht auch schon, wie unser Alter mal aussehen soll.
Unsere Vorstellungen schließen den Verlust des Partners oder einen anderen schweren Schicksalsschlag nicht ein. Das ist auch gut so, denn sonst würden wir vor lauter Sorgen unser Leben nicht genießen können.
Doch trifft uns dann ein Schicksalsschlag wie der Tod unseres Partners sind wir völlig unvorbereitet.
Wir fallen in ein Loch, aus dem wir scheinbar nie mehr entrinnen können.
Dieses Loch ist meist um so tiefer, je jünger wir sind, wenn wir Witwe oder Witwer werden.
Unsere Trauerreaktion wird verstärkt, wenn
Wenn wir unseren Partner durch Tod verlieren, dann durchlaufen wir verschiedene Phasen der Trauerbewältigung.
Wir glauben an einen bösen Traum, hoffen darauf, dass alles wieder gut werden wird. Wir laufen wie im Schock umher.
Wir glauben, die Stimme unsers Partners zu hören oder ihn auf der Straße zu sehen. Manche brechen zusammen, andere funktionieren, ohne sich dessen bewusst zu sein.
Wir werden überrollt von unseren Gefühlen, sind verzweifelt, voller Angst vor der Zukunft, hadern mit dem Schicksal, verspüren Neid auf die Menschen, die nicht vom Tod betroffen wurden, fühlen uns wie ein halber Mensch, der nicht mehr lebensfähig ist.
Wir können nicht gut schlafen oder schlafen zu viel, essen nicht oder zuviel, sind voller Unruhe, haben Angst vor jedem neuen Tag, haben Verstopfung, Kopf- oder Magenschmerzen, Herzrasen, usw.
Wir grübeln "warum nur?" und denken ununterbrochen an unseren verstorbenen Partner. Wir ziehen uns von Freunden zurück oder flüchten uns in Aktivitäten.
So langsam sehen wir Land. Wir können uns wieder alleine beschäftigen, das Verharren in der Vergangenheit nimmt nicht mehr den ganzen Tag ein und die Verzweiflung nimmt ab.
Wir verspüren wieder etwas Energie und können unsere Aufmerksamkeit auch schon einmal wieder auf die Zukunft lenken.
Wir sehen wieder einen Lebenssinn und haben uns umorientiert. Wir wissen, dass es nie mehr so sein wird wie früher, aber glauben, dass wir noch eine Erfüllung in anderer Form finden können.
Wir durchlaufen die einzelnen Phasen nicht automatisch. In jeder Phase gibt es Menschen, die dort verharren.
So sind wir alle auch schon Menschen begegnet, die nur in der Vergangenheit gelebt haben: "Wie schön wäre es, wenn es noch so wäre wie früher".
Andere wiederum verbringen den Rest ihres Lebens damit, mit ihrem Los zu hadern: "Warum musste das mir passieren!"
Einige Menschen drücken ihre Trauer nicht aus, sondern unterdrücken sie mit Beruhigungstabletten oder Alkohol, andere reagieren mit psychosomatischen Beschwerden.
Unsere Gesellschaft bereitet uns nicht auf den Verlust eines Menschen und schon gar nicht in jungen Jahren vor.
Der Freundeskreis ist verunsichert und weiß häufig nicht, wie er mit dem trauernden Menschen umgehen soll.
Ein Trauernder passt nicht zu Spaß, Lebensfreude und spannenden Zukunftsplänen.
Manche Freunde ziehen sich einfach zurück, andere versuchen mit für den Trauernden als schmerzliche erlebten Sprüchen zu beruhigen wie "Du bist noch jung" "So langsam müsstest du doch auch wieder lachen können. Das Leben ist doch schön", "Deine Kinder brauchen dich jetzt".
Auch die Rückkehr ins Elternhaus ist keine dauerhafte Lösung, denn die Eltern übersehen in ihrer Hilfsbereitschaft sehr häufig, dass ihr Kind bereits ein eigenständiges Leben gelebt hat.
Es gibt keine allgemein gültigen Regeln, nach der Freunde den trauernden Menschen unterstützen können.
Auf keinen Fall sollten sie sich aber zurückziehen oder so tun, als ob nichts passiert wäre.
Sie können durchaus ihre Hilflosigkeit ansprechen und dem trauernden Menschen sagen, dass Sie Angst haben, etwas falsch zu machen.
Wichtig ist, dass Sie immer wieder auf den Betroffenen zugehen und konkrete Hilfestellungen anbieten (z.B. den Großeinkauf machen, die Kinder stundenweise betreuen, einen Kredit aushandeln, zum Kaffee einladen).
Hilfreich ist es, wenn Sie die Trauer akzeptieren und sie nicht ausreden wollen. Sie müssen damit rechnen, dass der Trauernde manchmal ungerecht oder wütend ist.
Ertragen Sie diese Wut und seien Sie großzügig bei immer wieder auftretenden Stimmungsschwankungen. Signalisieren Sie Gesprächsbereitschaft.
Der Weg durch die Trauer bis zu einem neuen Gleichgewicht dauert im Schnitt zwischen drei und fünf Jahren.
In der ersten Zeit ist es vielen Menschen nur möglich, von einem Tag zum nächsten zu denken.
Die weitere Zukunft alleine zu verbringen, erscheint ihnen zu schmerzhaft.
Zunächst einmal geht es darum, seine Gefühle und sein manchmal auch ungewöhnliches Verhalten (wie etwa in der Nacht das Radio laufen lassen oder in der Nachtkleidung des Partners zu schlafen) zu akzeptieren.
Der Schmerz sollte nicht mit Tabletten oder Alkohol betäubt werden - zumindest nicht länger als vier Wochen. Ein Tagebuch, dem der Trauernde Tag und Nacht seine Verzweiflung anvertrauen kann, kann gute Dienste leisten.
Es gibt in verschiedenen Städten Trauerbewältigungsgruppen für junge Menschen, in denen diese sich mit Menschen, die sich in der gleichen Situation befinden, treffen und austauschen können.
Ein Tagesplan, in dem man sich kleine Schritte vornimmt, kann helfen, zumindest das Nötigste zu regeln.
Ganz wichtig ist es, die Wochenenden zu planen!
Sollte man nachts den Wunsch nach einer menschlichen Stimme haben, kann man die Telefonseelsorge vollkommen anonym und kostenlos anrufen. Tel.: 0800 111 oder 0800 111 0 222
Der Körper braucht - obwohl man gerade jetzt am wenigsten Interesse an einer gesunden Ernährung hat - Aufmerksamkeit.
Gut bekommen ihm Vollwertprodukte, Salat, Obst und Gemüse. Um körperliche Anspannung abzubauen, sind Spaziergänge oder Entspannungsübungen hilfreich.
1. Nehmen Sie Kontakt zu einem Psychotherapeuten auf.
2. Besuchen Sie eine Trauerbewältigungsgruppe. Bei folgenden Organisationen können Sie eine Selbsthilfegruppe in Ihrer Nähe erfragen:
NAKOS Selbsthilfe, Kontakt- und Informationsstelle, Wilmersdorfer Str. 39, 10627 Berlin, Tel. 030/8914019
SIGIS - Service- und Informationsstelle für Gesundheitsinitiativen im Fond "Gesundes Österreich", Mariahelferstr. 176, 1150 Wien, Tel. 01-8950400-25
Arbeitsgemeinschaft KOSCH - Koordination der Selbsthilfegruppen-Förderung in der Schweiz, Laufenstr. 12, 4053 Basel, Tel. 061-3338601
3. Auf der Seite der Nicolaidis-Stiftung finden Sie Kontakt zu anderen verwitweten Vätern und Müttern.
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Ich dachte ich wäre durch alle Phasen durch und liebe und lebe wieder. Aber jetzt nach 3 1/2 Jahren kommt alles wieder hoch. Der Tod von meinem Mann und mein Sohn in Baden-Württemberg der sein eigenes Leben führt.
Das Spiel des Lebens macht mir zur Zeit keinen Spaß und ich habe Angst in Depressionen zu verfallen aber ich trete mit jedem Tag in den Popo.
....und Spiel aufs neue mit.
Tina
Es war sehr interessant, die verschiedenen Phasen der Trauer nochmal zu lesen und sich selber dabei auch wiederzufinden....und zu überlegen, in welcher Phase man angekommen ist