Doris Wolf gibt konkrete Tipps, wie Sie Ärger auf konstruktive Weise ausdrücken und andere bzw. deren Verhalten kritisieren können.
Wie soll ich ihr nur sagen, dass mir ihr Zuspätkommen auf den Geist geht, dass er sein Geschirr abräumen soll, wenn er vom Tisch aufsteht, dass er nicht rauchen soll, wenn ich esse, dass sie mir nicht immer ins Wort fallen soll?
Jeder von uns kommt immer wieder in eine Situation, in der wir einen anderen kritisieren wollen, weil er etwas tut oder sagt, was uns missfällt.
Wir wissen, was wir sagen wollen – aber wir haben Angst, dass der andere uns die Kritik übel nimmt, sich verletzt und gekränkt fühlt.
Wir wollen Kritik äußern, aber der andere soll bitteschön nicht sauer, gekränkt oder verletzt reagieren. Wir wollen Kritik austeilen, aber nicht einstecken.
Wie der andere auf unsere Kritik reagiert, darauf haben wir jedoch keinen Einfluss. Wir können nicht bestimmen oder vorhersagen, wie der andere unsere Kritik aufnimmt.
Und wir müssen uns im Klaren sein: Niemand wird gerne kritisiert. Je nachdem wie die Kritik geäußert wird und wie stark und gefestigt die Persönlichkeit des Kritisierten ist, kann die Kritik von lästig, feindselig bis hin zu vernichtend erlebt werden. Andererseits:
Ohne Rückmeldung, dass wir etwas falsch machen, dass etwas aus dem Ruder läuft, gibt es keinen persönlichen und gesellschaftlichen Fortschritt, lernen wir nichts dazu, entwickeln wir uns nicht weiter.
Wenn die Mehrheit der Gäste in einem Restaurant auf die Frage des Kellners, ob ihnen das Essen geschmeckt hat, mit "Ja, danke" antwortet, obwohl es ihnen nicht geschmeckt hat, dann hat der Koch keinen Grund, seine Kochkünste zu verbessern. Es wird der Tag kommen, an dem sein Restaurant leer ist, weil niemand mehr hingeht.
Kritik üben ist wichtig, ebenso wie Kritik annehmen und einstecken können.
Es gibt Möglichkeiten, einem anderen etwas so zu sagen, dass er sich nicht vor den Kopf gestoßen fühlt und es ihm leichter fällt, unsere Kritik als gutgemeintes Feedback anzunehmen.
"Ich fühle mich unwohl, wenn du beim Essen rauchst und wünsche mir ...", statt zu sagen "Du bist rücksichtslos. Wie kannst du nur rauchen, während ich esse."
Du-Botschaften wie z. B. "Du solltest ..." und Bewertungen der ganzen Person wie "Du bist unmöglich, gemein, unfair ..." führen dazu, dass der andere sich angegriffen fühlt, sich verteidigt und es zu einem Schlagabtausch kommt, wer recht hat.
Verallgemeinerungen wie "Nie machst du ..." oder "Immer tust du ..." führen ebenfalls dazu, dass der andere sich ungerecht behandelt fühlt und provozieren Verteidigung und Abwehr.
Sagen Sie: "Mir gefällt nicht, dass du mir, wenn ich mich mit Frau X unterhalte, ins Wort fällst. Dann komme ich mir dumm und gedemütigt vor – und das möchte ich nicht."
Es fällt uns leichter, Kritik anzunehmen, wenn wir merken, dass der andere uns nicht generell ablehnt oder uns das Leben schwermachen möchte. "Gut, gefällt mir ... Womit ich Schwierigkeiten habe, ist, dass es bei mir so ankommmt, als ..."
Sagen Sie zum Beispiel: "Ich weiß, dass das ... für dich sehr wichtig ist. Ich wünsche mir jedoch, dass ..."
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Hinsichtlich der Formulierung von "Du"-Botschaften widersprechen sich die Beispiele von Tipp 1 und Tipp 3.
Außerdem wird in Tipp 2 darauf hingewiesen, dass man nicht mit Wörtern wie "immer" oder "nie" verallgemeinern soll, aber im Beispiel wird dann doch das Wort "immer" genutzt. In Tipp 2 wirft man sich eher in die Opferrolle ein. Das hat nicht viel mit Kritik zu tun.