Bäume in der Stadt: Balsam für unsere Seele

Bäume im urbanen Raum sind nicht nur wichtig, um die Überhitzung der Städte vorzubeugen, sie haben auch eine gesundheitsfördernde Wirkung auf unsere Seele und unser Wohlbefinden.

Bäume in der Stadt: Balsam für unsere Seele
© James Thomas, unsplash.com

Kennst du das? Du läufst in der Stadt herum und fühlst dich wie in einer Betonwüste. Grau, wohin dein Auge reicht. Dann biegst du um die Ecke ... und vor dir entfaltet sich eine breite Straße mit alten Alleebäumen. Du atmest auf. Dass Bäume eine gesundheitsfördernde Wirkung auf uns haben, ist lange schon bekannt. In der Stadt tun sie unserer Psyche besonders gut.  

Grün wirkt – auch und gerade in der Stadt. Das hat ein Team aus Forscherinnen und Forschern in einer aktuellen Studie bewiesen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Leipzig untersuchten, welchen Einfluss Bäume in urbaner Umgebung auf uns haben. Das Ergebnis verblüfft: Bäume wirken ähnlich wie Antidepressiva. Denn in der Stadt sind Menschen weniger depressiv, wenn sie Bäume in unmittelbarer Nachbarschaft ihrer Wohnung haben.

Das heißt: Je näher ein Baum bei der eigenen Wohnung steht, desto größer ist der Effekt für die psychische Gesundheit. Entscheidend ist eine Entfernung von maximal hundert Metern. Das sind die Bäume, die wir aus dem Fenster sehen und die unseren Alltag begleiten. Wenn wir zur Arbeit gehen oder fahren, zum Einkaufen oder zur Schule.

Je mehr Bäume, desto besser

In der Stadt sind also nicht nur gepflegte Grünflächen und Parks wichtig für unser Wohlbefinden. Es sind auch die Bäume am Straßenrand. Auf die Art der Bäume kommt es dabei gar nicht so sehr an, sondern vielmehr auf ihre Anzahl. Je mehr wir direkt um uns haben, desto besser ist das für unsere Psyche.

Und noch etwas zeigte die Studie: Der Zusammenhang zwischen psychischer Gesundheit und Stadtgrün war bei sozial schwächeren Menschen noch deutlicher. Das ist genau jene Bevölkerungsgruppe, die für Depressionen besonders anfällig ist. So können Straßenbäume auch helfen, soziale Ungerechtigkeiten auszugleichen. Denn oft leben Menschen mit geringeren Einkommen in Stadtgebieten mit weniger Grün und weniger Straßenbäumen.

Ein weiterer Vorteil von Straßenbäumen: Sie verbessern durch ihren Schatten und ihre Verdunstung das Stadtklima und bieten Lebensraum für Vögel und Insekten schaffen und steigern damit die Biodiversität.

Bäume in der Stadt: Verbunden unterm Blätterdach

Wie genau Stadtgrün auf uns wirkt, ist noch nicht ganz geklärt. Es gibt zwei Erklärungsansätze: Zum einen sind es Aktivitäten wie Laufen oder Spazierengehen im Grünen, die uns guttun. Zum anderen gilt als erwiesen, dass der bloße Anblick der Bäume eine positive Wirkung auf unsere Psyche hat. Etwa indem sie unsere Aufmerksamkeit stärken und Stress reduzieren. 

Außerdem kann das Stadtgrün auch unsere sozialen Interaktionen fördern. Bäume bieten Orte, an denen wir zusammenkommen und andere Menschen treffen können. Hier führen wir Gespräche und fühlen uns zugehörig. Dieses Erleben von Verbindung und Verbundenheit nährt unsere Psyche ebenfalls.

Welche Wirkung haben Stadtbäume auf dich? Halte einmal inne und achte darauf. Vielleicht siehst du dieses Grün dann mit ganz anderen Augen. Und fühlst es auch anders.

“Mehr” als draußen – so spürst du die Natur mit allen Sinnen

Es reichen schon kleine Spaziergänge im Park, um sich mehr mit der Natur verbunden zu fühlen und den Kopf freizubekommen. Optimal sind "grüne" Pausen für mindestens zweieinhalb Stunden pro Woche. Regelmäßige Bewegung ist dabei effektiver als einmal im Jahr einen zweiwöchigen Wanderurlaub zu buchen. Und Sport ist natürlich gut, um den Körper fit zu halten, aber wenn wir permanent auf die Fitnesswatch beim Joggen spähen oder downhill den Berg runterrasen, verpassen wir das Wesentliche: die Natur in uns zu spüren. Besonders intensiv können wir die Natur erleben, wenn wir uns mit allen Sinnen auf sie einlassen und sie ganz bewusst und achtsam wahrnehmen. 

  • Hörst du das Vogelgezwitscher oder den Wind in den Bäumen? 
  • Riechst du das herbe Aroma der Tannenbäume? 
  • Spürst du das weiche Moos unter deinen nackten Füßen?
  • Leg dich auf eine blühende Wiese und schau in den Himmel. Was kannst du in den Wolken sehen? Lass deiner Fantasie freien Lauf. 

Wir verbinden uns auch mit der Natur, wenn wir mehr über sie lernen. Wolltest du immer schon wissen, wie der Vogel heißt, der auf deinem Balkon singt? Oder welche Pilze und Beeren man in den heimischen Wäldern finden und sammeln kann? Dann hol dir einen Pflanzen- und Tierführer als Buch oder App und mach dich schlau. Auf diese Art wirst du lernen, genau zu beobachten und deine Aufmerksamkeit und Rücksicht gegenüber der Natur zu fördern.

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