Multitasking: Weniger ist manchmal mehr

Mehrere Dinge gleichzeitig zu tun, kann verlockend und praktisch sein. Doch Multitasking kann uns auch viel Energie rauben und uns anfälliger für Fehler machen. Wie du einen guten Umgang mit Multi- und Monotasking in deinem Alltag findest, zeigt dir dieser Beitrag.

Multitasking: Weniger ist manchmal mehr
© Getty Images, unsplash.com

Überleg mal, was du im Laufe eines Tages alles gleichzeitig machst. Duschen mit Musik, frühstücken mit Social Media, reden beim Autofahren, Mails beantworten während der Videokonferenz, hin- und herspringen zwischen mehreren Aufgaben im Job, telefonieren beim Gassigehen, einschlafen mit Podcast ... Da lautet die Frage eher: Wann machst du wirklich nur eine Sache? Nur eine und nichts nebenbei? Multitasking ist verführerisch und manchmal auch praktisch. Doch wirklich gut tut es dir nur, wenn du ein paar Dinge beachtest.

Der Mensch ist kein Computer

Multitasking bezeichnet die Fähigkeit, mehrere Aufgaben gleichzeitig oder abwechselnd in kurzen Zeitabschnitten zu erledigen. Das Wort stammt ursprünglich aus der Informatik. Durch das Betriebssystem kann ein Computer viele verschiedene Aufgaben auf einmal lösen. Während wir beispielsweise einen Text schreiben, kann der PC im Hintergrund gleichzeitig Fotos herunterladen und Musik abspielen. Das macht ihn leistungsfähig.

Leider lässt sich dieses Konzept nicht eins zu eins auf das menschliche Gehirn übertragen. Das nämlich funktioniert anders: Es rechnet nicht, sondern selektiert. Viele Studien haben gezeigt, dass unser Gehirn nicht in der Lage ist, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun. Stattdessen schaltet es ganz schnell hin und her. Das geschieht so rasch, dass wir das Gefühl haben, unser Gehirn könne tatsächlich zwei Dinge gleichzeitig erledigen. In Wirklichkeit kann es das nicht.

Multitasking funktioniert gut bei Routineaufgaben

Bei Routinetätigkeiten klappt das Hin- und Herspringen ganz gut, wenn wir zum Beispiel kochen und gleichzeitig Musik hören. Aber immer dann, wenn wir bei komplexeren Aufgaben nicht nur etwas wahrnehmen, sondern auch reagieren müssen, kostet das sehr viel Energie und Konzentration. Wir brauchen insgesamt länger und machen mehr Fehler. Es kann sogar lebensgefährlich sein: Nicht umsonst ist Telefonieren ohne Headset beim Autofahren verboten.

Multitasking kann auf Kosten von Beziehungen gehen

Was beim Multitasking auch passieren kann, ist, dass deine sozialen Beziehungen leiden. Wenn du zum Beispiel mit jemandem telefonierst und dabei mit deinem Handy surfst, bist du nicht wirklich bei der Sache. Allzu leicht gehen dir dann Details oder Zwischentöne verloren, die du bei voller Aufmerksamkeit wahrnehmen würdest. Das Gespräch findet zwar statt, wirklich tief wird es aber nicht. Hin und wieder ist das sicher kein Problem, wenn es jedoch zur Regel wird, zahlst du einen hohen Preis für dein Multitasking. Das ist es nicht wert.

Gezieltes Multitasking

Doch wie so oft im Leben gibt es auch bei der Frage nach Multi- oder Monotasking keine eindeutige Antwort. Multitasking ist manchmal hilfreich und nützlich. Es kommt ganz auf die Gelegenheit an. So lässt sich mit einem netten Telefonat die Wartezeit auf den Bus verkürzen. Manchen hilft die passende Musik, sich beim Lernen oder Arbeiten besser zu konzentrieren. Und wenn sich ein paar Mails aus dem Wartezimmer beim Arzt erledigen lassen, spart das Zeit. 

Wichtig ist, dass du dich gut kennst und weißt, wie du tickst. Alles, was dir leichtfällt und guttut, ist in Ordnung für dich. Da gibt’s kein Richtig oder Falsch. Und vielleicht musst du auch einfach mal ausprobieren, was geht und was nicht. Also achte mal darauf, wann du was gleichzeitig machst und wie du dich dabei fühlst. Es kann gut sein, dass du vor lauter Automatismus gar nicht mehr merkst, wie anstrengend Multitasking für dich sein kann. Oder dir wird klar, dass für dich unangenehme Tätigkeiten – Putzen zum Beispiel – mit etwas Ablenkung viel leichter von der Hand gehen. Vielleicht wirst du ja richtig kreativ und verabredest dich mit einer Freundin oder einem Freund zum "Putz-Telefonat"?

So bekommst du Schritt für Schritt ein gutes Gefühl dafür, wann weniger für dich wirklich mehr ist und wann ein bisschen Gleichzeitigkeit nicht schadet. Dadurch kannst du selbst entscheiden und bist insgesamt flexibler. Das entspannt und stärkt dich auf Dauer.

Übung: Vorne – hinten – außen

Wenn du dir nicht sicher bist, was du gleichzeitig tun kannst und wann es dich stresst, kann dir die folgende Übung helfen. 

Stell dir zuerst mal ein Gemälde vor. Vielleicht kennst du dieses berühmte Bild von Caspar David Friedrich, die "Kreidefelsen auf Rügen". Darauf siehst du drei Menschen an steil abfallenden weißen Klippen. Das ist der Vordergrund, der dir sofort ins Auge sticht. Dahinter ist das Meer abgebildet mit angedeuteten Schiffen. Das ist der Hintergrund. Außerdem hat das Bild einen Rahmen. Das ist seine Begrenzung nach außen hin. 

Mit dieser Vorstellung im Hinterkopf kannst du in bestimmten Situationen üben, Tätigkeiten miteinander zu verbinden. Zusammen sollen sie ein stimmiges Bild ergeben und sich in einem bestimmten Rahmen bewegen. Dann klappt es meistens ganz gut mit dem Gleichzeitig-Tun. 

Du kannst dir zum Beispiel ein Bad einlassen, dazu Musik anmachen und dir beim Baden die Nägel feilen. Das Badezimmer ist dann dein Rahmen, in dem du gerade bist. Die Musik läuft im Hintergrund, du kannst mit halbem Ohr zuhören. Und das Nagelfeilen ist die aktive Tätigkeit, also der Vordergrund, dem du deine Aufmerksamkeit widmest. Das passt so gut zusammen, dass es wahrscheinlich sogar entspannend ist. 

Wann immer du also zwei Tätigkeiten gleichzeitig ausführen willst, halte kurz inne und überlege dir, ob die drei Zutaten vorhanden sind: Vordergrund, Hintergrund und Rahmen. Wichtig ist, dass nur eine Sache im Vordergrund steht, der Hintergrund nicht zu vollgepackt ist – und dass du den Rahmen nicht verlässt. Sonst fällt das Bild auseinander. Wenn du zum Beispiel Diabetikerin oder Diabetiker bist und aufpassen musst bei der Nagelpflege, ist Musikhören vielleicht keine so gute Idee. 

Wenn die drei Zutaten aber im Sinne des Gemäldes gut zusammenpassen, fühlt sich das ganz leicht an. Und es spart dir eine Menge Zeit und Kraft für andere Dinge. Probier’s doch einfach mal aus!

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