Viele Menschen denken, sie seien ihren Gefühlen ausgeliefert. Das ist nicht so. In diesem Beitrag erfährst du, wie deine Gedanken deine Gefühle beeinflussen – negativ wie positiv.
Immer mehr Menschen bitten ihre Psychotherapeutin oder ihren Psychotherapeuten, ihnen dabei zu helfen, ihre familiäre, berufliche oder private Situation zu verbessern. Mal sind es die Kinder, die sich ändern sollen, mal ist es die Partnerin oder der der Partner, mal die Eltern und mal der Kollegen- oder Freundeskreis. Dass Menschen alles daran setzen, eine als ungut und belastend empfundene Lebenssituation zu ändern, ist verständlich. Doch damit im Außen, also bei anderen oder den Umständen anzufangen, ist der falsche Weg. Nur wir selbst können uns ändern. Warum?
Sicher hast du schon einmal die Erfahrung gemacht, dass andere sich trotz intensivster Anstrengung von deiner Seite einfach nicht ändern wollten oder konnten. Du hast alles versucht, und dennoch ist dein Gegenüber keinen Zentimeter von seinem Standpunkt abgewichen und dich mit dem frustrierenden Gefühl zurückgelassen, nicht das Geringste von dem erreicht zu haben, was du dir vorgenommen oder erwartet hattest. Oder du hast die Erfahrung gemacht, dass du eine Situation wie eine schwere Erkrankung einer oder eines Angehörigen nicht verhindern oder abwenden konntest, obwohl du es dir so sehr gewünscht hattest.
Was hat das in dir ausgelöst. Wenn es dir wie den meisten Menschen geht, dann glaubtest du nur zwei Perspektiven zu haben,
Der Grund, warum so viele Menschen Tag für Tag unglücklicher sind, als sie es sein wollen, ist einfach: Sie wissen nicht oder glauben nicht daran, dass sie es selbst in der Hand haben, wie sie sich fühlen. Die meisten Menschen sind nämlich der Ansicht, dass ihre Emotionen durch andere Menschen oder die Umstände verursacht werden.
Sicher kommen dir Sätze bekannt vor wie: "Das macht mich ganz fertig!", "Der bringt mich auf die Palme!", "Das macht mir Angst." Wären diese Aussagen richtig, dann würden wir anderen oder den Umständen ausgeliefert sein. Wir hätten dann keine Chance, uns gut zu fühlen, weil die anderen oder die Lage es nicht zulassen würden. Merkst du es? Diese Überzeugungen können nicht richtig sein. Mehr noch, du schadest dir, wenn du so denkst und andere oder deine Lage verantwortlich machst und dafür wie du dich dabei fühlst.
Während alle Menschen, wenn sie einen spitzen Stein im Schuh haben, körperliche Schmerzen empfinden (wenn auch unterschiedlich intensiv), ärgern sich nicht alle darüber, wenn jemand "du bis ja doof" zu ihnen sagt. An manchen Menschen prallt eine solche Beleidigung einfach ab. Das ist nur möglich, weil jede und jeder Einzelne bestimmt, wie er sich fühlt und was sie oder er sich wert ist. Ein gutes Selbstwertgefühl ist wie eine unsichtbare Schutzhaut um unsere Seele.
Damit du verstehen kannst, wie du deine Gefühle hervorrufst, ist es hilfreich dein ABC der Gefühle zu kennen. Jedes Mal, wenn du deprimiert, verärgert, froh, überrascht, glücklich, ängstlich oder angespannt bist,
A hast du zuerst etwas wahrgenommen. Du hast etwas gesehen, gehört oder dich an vergangene Ereignisse erinnert.
B Dann hast du deine Wahrnehmung mehr oder weniger bewusst als relativ positiv, relativ neutral oder relativ negativ bewertet und bist als Folge davonC traurig, verärgert, ängstlich, ruhig, froh, glücklich usw. und handelst dementsprechend.
Ein Gefühl besteht also in Wirklichkeit aus drei Teilen:
A aus der auslösenden Situation oder dem auslösenden Ereignis
B deinen bewertenden Gedanken über die Situation sowie
C deinem Gefühl und dessen Einfluss auf dein Handeln
Wie Sie sich fühlen, hängt also nicht von der Situation oder Ihren Mitmenschen ab, sondern davon, was Sie über die Situation und die Mitmenschen denken.
Schon vor etwa 2000 Jahren lehrte Epiktet, ein Stoiker:
Nicht die Dinge machen uns zu schaffen, sondern die Art und Weise, wie wir sie wahrnehmen.
In der Sprache des ABCs der Gefühle heißt das: Nicht A (die Situation oder das Ereignis) ist die Ursache von C (unserem Fühlen und Handeln), sondern B (unsere bewertenden Gedanken und Einstellungen). Das erklärt auch, warum Menschen auf ein und dasselbe Ereignis verschieden reagieren können.
Vielleicht kennst du auch Menschen, die einen Unfall mit ihrem Auto hatten, unversehrt ausgestiegen sind und dennoch so wütend auf sich und die beteiligte Person waren, dass sie in ihrer Wut fast noch Schlimmeres angerichtet haben. Ihr ABC der Gefühle könnte so aussehen:
A Ereignis
Auffahrunfall, das Auto ist an der hinteren Stoßsstange verbeult.
B Gedanken
"So ein blöder Hund! Dem sollte man den Führerschein abnehmen."
C Gefühl und Handlung
Wut, die oder der Geschädigte beschimpft die andere Person wüst. Droht ihr. Andere mischen sich in die Auseinenadersetzung, die Situation am Unfallort droht zu eskalieren. Die Polizei muss in der Folge die Parteien beruhigen und in einer juristischen Auseinandersetzung geht es nicht mehr um den Unfallschaden an sich, sondern um das Verhalten aller Beteiligten.
Aber die gleiche Situation könnte emotionale auch anders verlaufen. Sicher gibt es Menschen, die unversehrt aus ihrem verbeulten Auto aussteigen und sich freuen, dass sie noch leben und ihnen und der anderen Person nichts passiert ist. Ihr ABC der Gefühle könnte so aussehen:
A Ereignis
Unfall mit dem Auto, das Blech ist verbeult
B Gedanken
"Bin ich doch ein Glückspilz, dass mir nichts passiert ist. Und glücklicherweise gehts auch dem anderen so."
C Gefühl und Handlung
Freude, sie unterhalten sich mit der anderen Person, tauschen Nummern aus und verständigen gemeinsam die Versicherungen, um zu klären, wie der Schaden zur Zufriedenheit aller geregelt werden kann.
Nochmals: Das auslösenden Ereignis (A) ist für unsere beiden Autofahrer dasselbe, ein Auffahrunfall. Einziger Unterschied ist die Art und Weise, wie die Beteiligten darüber denken (B), und wie sie sich als Folge davon fühlen und wie sie handeln (C).
Vielleicht wendest du an dieser Stelle ein, dass unterschiedliche Menschen eine unterschiedliche Veranlagung haben und auch unterschiedliche vorangegangene Erlebnisse und Emotionen wie Stress in der Arbeit oder eine freudige Überraschung, die sie zu der einen oder anderen Gefühlsreaktion veranlasst haben. Ja, das ist so. Doch genau hier kannst du ansetzen und deine eigene Gefühlswelt erforschen. Gibt es bei dir nicht auch Tage, an denen du in der gleichen Situation ruhiger und ausgeglichener bist als an anderen?
Gibt es bei dir nicht auch Erlebnisse, die du nach einer bestimmten Zeit verkraftet hast und heute mit anderen Augen siehst? Bist du nicht auch auf bestimmte Menschen wütend, während du auf andere, obwohl sie sich dir gegenüber in der gleichen Art und Weise verhalten, ruhig reagierest? Wären Gefühlsreaktionen reine Veranlagung oder angeboren, dann müssten gleiche Situationen immer die gleichen Gefühle in dir auslösen, und Sie könntest deine Sichtweise der Dinge nicht ändern.
Der Gefühlskompass hilft dir herauszufinden, was du denkst, wenn bestimmte Gefühle in dir hochkommen. Umgekehrt zeigt er dir, wie du dich fühlen, wenn du bestimmte Gedanken hast.
Sie kannst den Gefühlskompass ausdrucken.
Ein Verlust ist schmerzlich, unabhängig davon ob es sich um geliebten oder geschätzten Menschen handelt, einen angenehmen Zustand wie eine Beziehung oder einen Job oder um materielle Dinge. Wir Menschen sind soziale Wesen, Sammler und "Gewohnheitstiere". Mit dem alleinsein, hergeben und loslassen können wir nur schwer umgehen. Wir fügen uns jedoch weiteren Schmerz zu durch unsere Gedanken über die Bedeutung eines Verlusts für uns und unser Leben. Es ist also allein unser Denken, über das, was passiert, was uns seelische Schmerzen bereitet! Und noch etwas:
Wie wir denken, fühlen und handeln, wird uns nicht in die Wiege gelegt. Wir erlernen es im Lauf unseres Lebens. Wir können es auch wieder bewusst verlernen.
Das ABC der Gefühle ist für alle Emotionen und Menschen gültig. Es liegt an uns bzw. an dem, was wir denken, wie wir uns fühlen. Wir haben in jeder Situation drei Möglichkeiten, wie wir uns fühlen können: positiv, neutral und negativ. Wir haben immer Einfluss auf unsere Gefühle, außer wenn unsere Hirntätigkeit durch Drogen oder eine Verletzung beeinträchtigt ist. Die Art unserer Gedanken bestimmt auch, wie wir handeln.
Nun magst du einwenden, dass es eine Reihe von Situationen gibt, in denen der Anblick oder die Worte von jemand anderem schon ausreichen, damit du augenblicklich außer dir bist oder dich schlecht fühlst. Es scheint so, als ob du dir in diesen Situationen gar nichts denkst und es dein Gegenüber bzw. seine Worte sind, die dich verärgern.
Tatsache jedoch ist, dass du auch in diesen Situationen Gedanken hast, die dafür verantwortlich sind, dass du aus der Fassung gerätst. Nur laufen diese Gedanken so blitzschnell und automatisch ab, dass sie dir nicht bewusst sind. Wir sprechen hier von Einstellungen, manche sprechen auch vom Unterbewusstsein.
Die gute Nachricht ist auch hier: All das, selbst dein Unterbewusstsein kannst du aktiv beeinflussen. Du kannst dir vornehmen, positiv zu denken und optimistisch auf dein Leben und in die Zukunft zu blicken. Du kannst auch entscheiden, anderen offen und wertschätzend zu begegnen und Sorge für deinen Körper, deinen Geist und deine Seele zu tragen. Das geht nicht von heute auf morgen. Du musst es üben, ja trainiren, immer wieder und dein ganzes Leben lang. Und du tust gut daran, dir zu verzeihen, wenn du hin und wieder in alte Denk-, Fühl- und Verhaltensmuster zurückfällst. Aber die Arbeit an deinem positiven Denken wird sicht lohnen, dich verändern und dir Zufriedenheit schenken.
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Guten Tag,
herzlichen Dank für diesen geistreichen Beitrag. Wo genau ist der ausdruckbare
Gefühlskompass auffindbar?
Freundliche Grüße
Ich schließe mich der Frage von Luisa an. Ich wollte ebenfalls gern den Gefühlskompass herunterladen.
LG