In dieser Folge des Podcasts "Wecke deine Lebensfreude" geht es um die Frage, wie es uns gelingt, einen geliebten Menschen zu pflegen, dabei stabil zu bleiben und selbst nicht zu verschwinden.
In dieser und der nächsten Folge des psychologischen Podcasts "Wecke deine Lebensfreude" widmen sich Claudia Morgenstern und Maja Günther dem großen Thema Pflege von Angehörigen.
Immer wieder hören sie in ihren Beratungen und Therapiesitzungen von Klientinnen und Patienten, die nahestehende Menschen pflegen, den Satz: "Ich komme nicht mehr vor." Denn häufig werden nämlich nur die Erkrankten selbst wahrgenommen. Und die Bedürfnisse der Pflegenden, ja sie als Personen geraten in den Hintergrund. Nicht nur in der Wertschätzung anderer, sondern auch in ihrer eigenen. Irgendwann funktionieren die meisten von ihnen nur noch. Doch genau daran nehmen viele Schaden.
In der heutigen Podcastfolge sprechen die Psychotherapeutin und die Gesprächsberaterin über das Selbstverständnis und die Rolle von pflegenden Menschen. Wie gelingt es, die sich verändernde Beziehung zu Betroffenen aktiv und positiv zu gestalten? Wie können wir uns dabei selbst seelische Tankstellen erhalten? Am Ende geben wir dir eine praktische Übung an die Hand, die dir hilft, deine Bedürfnisse in Belastungssituationen besser wahrzunehmen: die Bedürfnislandkarte.
Zunächst beleuchten die beiden Therapeutinnen, welche Auswirkungen die Pflege von Angehörigen auf die Pflegenden selbst hat. In dieser Situation
Häufig stellen pflegende Menschen fest: "Ich brauche viel mehr Kraft für die Pflege als angenommen" und "Ich komme gar nicht mehr hinterher, Energie für mich aufzutanken". Dann besteht die Gefahr, sich tagtäglich für den geliebten Menschen zu zerreißen – sowohl innerlich als auch vom Aufwand her – und daran auszubrennen.
Einen Ausweg aus diesem Dilemma findest du, wenn du deine Haltung änderst. Es geht bei der Pflege von Angehörigen eben nicht nur um die betroffene Person, sondern auch um dich. Das hat nichts mit Egosimus zu tun, sondern mit der einfachen Erkenntnis: Ich kann nur jemandem helfen, wenn ich stark genug dazu bin und stabil bleibe. Dazu kommt, dass die Pflege von Angehörigen "kein Sprint ist, sondern ein Marathon", wie ein Motto von Desideria, einer Münchner Beratungsorganisation für pflegende Angehörige, lautet. Das bringt die Situation auf den Punkt und gibt Anlass, dir folgende Fragen zu stellen:
Und dann geht es ganz konkret darum,
Tue etwas, um dich selbst und deine Bedürfnisse nicht zu verlieren und nicht hinter der Pflege zu verschwinden. Dann kann es dir gelingen, eine neue Qualität in der Beziehung zu deiner oder deinem Angehörigen zu entdecken mit intimen, vertrauten Momenten.
Zum besseren Üben haben wir dir diese Übung im Folgenden aufgeschrieben. Diese Textfassung entspricht natürlich im Wortlaut nicht der Fassung im Podcast.
Diese assoziative Fantasiereise gibt dir eine gute Möglichkeit, um dir selbst über deine Gefühle und Bedürfnisse in der Situation der Pflege klarzuwerden.
Stell dir vor, du hast eine üppig gezeichnete Landkarte vor Augen mit einem See, einem Fluss und einer Brücke, mit Wegen, die in den Wald und in die Berge führen, darüber der Himmel mit Wolken.
Dann stellst du dir vor, was an den unterschiedlichen Plätzen auf deiner Landkarte geschehen kann: Ein Sprung ins kalte Wasser vom Steg aus, das Abtauchen im See oder eine kurze Überfahrt im kleinen Bötchen. Oder du gehst in deiner Vorstellung die unterschiedlichen Wege auf dem Land entlang: den Fußweg, die Sackgasse, die Durststrecke, Weggabelungen oder Waldlichtungen. Vielleicht entdeckst du eine Schutzhütte oder du nimmst den steilen Aufstieg und musst über Stock und Stein wandern, über einen Abgrund balancieren oder durch eine Nebelwand fast ohne Sicht laufen. Du wanderst vielleicht vorbei an einer Sprungschanze, durch eine Ödnis und an einer Alm vorbei oder über einen Grat, bis du am Ziel bist, oben am Gipfel.
Wo auf deiner ganz eigenen Landkarte befindest du dich?
Im nächsten Schritt spürst du deinem eigentlichen Bedürfnis in diesem Moment nach und überlegst, welchen Platz du auf deiner Landkarte brauchst bzw. wo du jetzt gerne sein möchtest. Brauchst du die Kraftquelle, wo du klares Wasser trinken kannst, oder einen Unterschlupf? Brauchst du nach dem Sprung ins kalte Wasser die Sonnenbank, um dich aufzuwärmen? Oder eine Wiese, um den Boden unter dir zu spüren?
Und schließlich übertrage diese Bedürfnisorte und -bilder aus deiner Bedürfnislandkarte in deine Lebenssituation und überlege, was du tun kannst, um es konkret umzusetzen und dir zu erfüllen. Wenn du am liebsten auf der Wiese liegst und Sonnenlicht tankst, dann frage dich, wo oder von wem du dir Wärme, Licht und das Gefühl von Geborgensein holen kannst. Das kann, ganz banal, die gemütliche Decke auf deinem Sofa sein und der warme Tee in der Hand und fünf Minuten Ruhe, in denen du an die wärmende Sonne denkst.
Das große Thema "Pflege von Angehörigen" führen wir auch in der nächsten Podcastfolge fort: Dazu laden wir erstmals einen Gast ein: Désirée von Bohlen und Halbach. Sie hat eine gemeinnützige Beratungsorganisation für Angehörige von Demenzerkrankten gegründet: Desideria Care e. V. Mit ihr sprechen wir darüber, wie sie dazu kam, auf welche Weise Desideria Care Angehörige von Demenzkranken unterstützt und wie wir trotz aller Sorge um die erkrankte Person persönliche Grenzen ziehen können.
Du findest alle Folgen des Podcasts hier zum Nachhören. Mehr zum Podcast selbst und über Maja und Claudia erfährst du hier.
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