In dieser Folge des Mind-Balance-Trainings geht es um Veränderungen im Leben. Unsere Einstellung zu Veränderungen beeinflusst, wie gut wir ihnen umgehen können. Lerne, wie du deine innere Einstellung nicht auf „Abwehr“ stellst, sondern sie immer wieder neu an den Anforderungen ausrichtest.
Unser Leben funktioniert nicht in festgelegten Schemen, es verändert sich ständig. Selbst, wenn wir uns in festen Korridoren wie einem festen Job oder einer langjährige Beziehung befinden, Eigentümer einer Wohnung sind oder tiefe Freundschaften pflegen, stehen wir jeden Tag vor neuen Herausforderungen. Dann sind wir wieder Anfänger, die ausprobieren und üben müssen, die danebenliegen oder auf die Nase fliegen können. Die gute Nachricht: Ausprobieren macht Spaß!
Wenn wir unsere innere Einstellung nicht auf „Abwehr“ stellen, sondern auch sie immer und immer wieder neu an den Anforderungen ausrichten, dann werden wir nicht nur innerlich robust für Krisen, es kann uns auch irgendwann gelingen in einen positiven und kreativen Zustand zu kommen, der von der Psychologie als »Flow« bezeichnet wird.
Wer im Flow ist, geht vollkommen in dem auf, was er tut, und alles funktioniert wie von selbst. Das Konzept des Flow-Erlebens hat der Psychologe Mihály Csíkszentmihályi 1975 entdeckt, als er die Arbeit von Kunstmalern beobachtete. Sie arbeiteten an ihren Bildern wie im Rausch.
Es schien, als würden sie nicht einmal mehr bewusst darauf achten, welche Farben sie verwendeten und wie sie ihre Striche ansetzten. Für Csíkszentmihályi waren sie so auf einer der höchsten Stufen im kreativen Prozess, in dem es nicht mehr um richtig oder falsch geht, sondern einfach entsteht, was entsteht. Und das Beste daran, der Flow macht glücklich.
Aber wie funktioniert es im Alltagsleben, eine neue Einstellung auszuprobieren? Es gibt vier Phasen, die man bewusst oder unbewusst durchläuft, wenn man etwas Neues ausprobiert. Je bewusster du diese Phasen erlebst, desto mehr Schlüssen kannst du aus dem Test für dich ziehen. Die Phasen sind:
Ich nehme eine neue innere Einstellung an. Beispielsweise entschließe ich mich dazu, nicht mehr zu spät zu kommen. Mit diesem Entschluss starte ich einfach in den Tag und versuche, so oft es geht, den Ereignissen in dieser Haltung zu begegnen.
Ich plane für meinen Testtag von vornherein kurze Auszeiten ein, in denen ich Ruhe und Zeit habe, um herauszufinden, wie ich mich in der ausprobierten Einstellung zum Pünktlich-Kommen gefühlt habe. Welche Empfindungen genau löste das aus? Haben diese Empfindungen körperliche Reaktionen hervorgerufen? Sind die Erlebnisse und Gefühle mit meiner neuen Einstellung für mich positiv oder eher negativ? Welche Reaktionen oder welches Feedback habe ich von anderen erhalten? Was löst das in mir aus? Beispielsweise könnte ich feststellen, dass es mir gar nicht so wichtig ist, pünktlich zu kommen, aber es sich gut anfühlt, wie die Kollegen darauf reagieren.
Am Ende der Auszeit muss ich mich entscheiden: Will ich meine neue Haltung in Sachen Pünktlichkeit beibehalten oder will ich etwas daran verändern? Wichtig ist, dass diese Entscheidung sofort geschehen muss, aus dem Bauch heraus und ohne langes Abwägen.
Um Vertrauen, vor allem Vertrauen in uns selbst einzuüben, können wir uns einer Motivationsmethode bedienen, die sich von einem englischen Sprichwort ableitet: „Fake it till you make it! – Spiel die Rolle so lange, bis sie dir passt!“ Das klingt im ersten Moment vielleicht nach Hochstapelei, doch aus psychologischer Sicht hat dieser Trick durchaus seine Berechtigung. Dadurch, dass du einen Gefühlszustand oder eine Einstellung wie eine Rolle immer und immer wieder spielst, kannst du sie tatsächlich verinnerlichen.
Insgesamt wirst du merken, dass der Prozess des Ausprobierens anstrengend ist. Du wirst immer wieder scheitern. Lass dich davon nicht entmutigen, sondern drehe den Spieß um und feiere dein Scheitern. Es gehört dazu, wie das Hinfallen zum Laufen lernen.
Aber mach es dir nicht zu schwer, wenn du deine innere Einstellung ändern willst. Wähle ganz unverfängliche Alltagssituation wie den morgendlichen Brötcheneinkauf beim Bäcker, ein Treffen im Café, im Büro den Gang zum Drucker oder den wöchentlichen Jourfix.
Wichtig ist, dass du eine Situation aussuchst, die du schon häufig erlebt hast. Und dann ändere nur ein kleines Detail, etwa, dass du die Treppen nimmst zum Besprechungsraum. Wenn du dann leicht verschwitzt, außer Pust und etwas verspätet beim Meeting eintriffst, wirst du höchstens ein verständnisvolles Lächeln der Kollegen und des Chefs ernten.
Du kannst ganz offen erzählen, dass du ausprobieren wolltest, mehr Treppen zu steigen und über dich selbst lachen. Und dann kannst dich entscheiden, entweder beim nächsten Mal wieder den Lift zu nehmen oder etwas mehr Zeit für den Treppenanstieg einzuplanen. Und wer weiß, vielleicht hast du ja bis dahin eine Begleiterin für deinen neuen Weg gefunden.
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