Wenn du deine körperlichen und seelischen Bedürfnisse wahrnimmst und annimmst, fällt es dir leichter, mit den Herausforderungen deiner Umwelt umzugehen. Mit Übungen und Checklisten kommst du deinen Bedürfnissen auf die Spur.
Unser Leben ist geprägt von Aufgaben, Erwartungen und Anforderungen unserer Umwelt, denen wir nachkommen müssen. Oft haben wir das Gefühl, nur noch zu funktionieren. Wir machen alles so, wie wir es gewohnt sind, und vor lauter Routine bleibt wenig Raum, uns zu fragen, mit welcher Einstellung wir es tun. Selten werfen wir einen Blick auf uns selbst, um zu überprüfen, wie wir dastehen oder was uns innerlich bewegt. Sich selbst wahrzunehmen ist jedoch ein spannender Vorgang, den du trainieren kannst.
Diese Übung kannst du schon morgens im Bett beginnen. Nimm dir, nach dem Klingeln des Weckers, eine Minute Zeit und spüre in deinen liegenden Körper hinein. Lass dabei die Augen geschlossen und erkunde, wie es dir an diesem Morgen körperlich geht. Fühlst du dich erholt, leicht oder schwer, spürst du irgendwo einen Druck oder eine Verspannung? Wiederhole diesen kurzen Check-up nach dem Frühstück und später in der Mittagspause und überlege, was sich im Tageslauf verändert hat. Vergleiche dein Ergebnis mit dem, was sich im Außen verändert hat. Wie reagiert dein Körper auf Stress, Konflikte, Eile, Erfolg oder Erholung?
Egal, welche Körperreaktion du zeigst, wenn du diese Übung regelmäßig wiederholst, wirst du schneller körperliche Signale wahrnehmen und auf sie achten. Und sie spiegeln dir deine innere Einstellung und deine Gefühle wider, die du in der jeweiligen Situation hast. Die Komplexität und Schwierigkeit beruflicher Belastungen nimmt in vielen Bereichen unserer Gesellschaft eher zu als ab. Umso mehr kommt es aber darauf an, diesen hohen Anforderungen mit einer gefestigten inneren Einstellung zu begegnen, die das Schwierige nicht noch schlimmer macht, als es ist. Eine kraftvolle Haltung ist dazu der erste Schritt, um die eigene Lebenssituation aktiv zu verändern.
Um die innere Haltung wahrzunehmen, braucht es etwas Gewöhnung. Was es vielen so schwer macht, sich selbst aufmerksam wahrzunehmen, ist, dass diese Wahrnehmung allzu oft mit Bewertungen verbunden ist. Diese Wertung stammt aus der Kindheit. Eltern betrachten ihr Kind oft unter erzieherischen Aspekten, loben und tadeln sein Verhalten. Das geht in der Schule weiter, Antworten werden als richtig oder falsch eingestuft und Leistungen werden als gut oder schlecht bewertet. Auch unser berufliches Leben ist voll von bewertenden Feedbacks.
So beeinflusst ist es nicht einfach, sich selbst wahrzunehmen. In vielen steckt die Angst davor, etwas an sich zu entdecken, das andere schlecht oder falsch finden. Doch ohne eine aufmerksame Selbstwahrnehmung haben wir kaum eine Chance, die Einstellung zu uns selbst positiv zu verändern. Versuche daher nur wahrzunehmen, was wirklich in dir ist.
Stelle dir folgende Fragen. Wichtig ist dabei, dass du nur einen Augenblick betrachtest, am besten den aktuellen, nicht den ganzen Tag und nicht alle Begleitumstände.
Nimm dich wahr, immer wieder und jedes Mal, wenn es dir einfällt. Lass es nicht beim einmaligen Ausprobieren bewenden. Mach die Wahrnehmung zur täglichen Übung.
Je nach innerer Einstellung hat jeder Mensch seine persönlichen Bereiche und Situationen, in denen negative Gefühle hochkommen. Diese Gefühlszustände sind in dem Moment ein Ventil. Sie sind dazu da, uns Luft zu verschaffen, wenn wir durch eine Situation oder eine Aufgabe gefordert sind. Insofern haben die negativen Gefühle zunächst eine Funktion: Sie verschaffen uns Erleichterung. Der Zustand ist vergleichbar mit dem natürlichen Instinkt eines Tieres, das in Gefahrensituationen in den Angriff- und Flucht-Modus wechselt. Wir Menschen machen nichts anderes, nur sind wir durch den Intellekt nicht auf der Flucht oder greifen an, sondern wir wechseln stattdessen in einen negativen Gefühlszustand.
Problematisch wird es, wenn wir zu lange festhängen und eine "Negativbrille" aufsetzen, die uns alles schwarz gefärbt sehen lässt. Tiere haben hier den Vorteil, dass sie von einer auf die andere Sekunde wieder ihre Stimmungslage wechseln können. Ist die Gefahr gebannt oder der Reiz verschwunden, stehen sie im nächsten Moment wieder ganz in Ruhe da. Wir jedoch sind häufig länger im Ärger gefangen. Nehmen wir diesen wahr, kann das wie ein inneres Signal wirken, das uns auf den Negativzustand aufmerksam macht. Wenn wir uns entscheiden, schnell aus dem negativen in einen positiven Zustand wechseln zu wollen, können wir trainieren, negative Gefühle vom Unbewussten ins Bewusstsein zu rücken.
Du kannst dich selbst auch in einem negativen Gefühlszustand, beispielweise im Ärger, wahrnehmen und dieses Gefühl für den Moment akzeptieren: „Es ist okay, dass ich mich gerade ärgere. Ich muss mich nicht für mein Gefühl schämen oder rechtfertigen.“ Hast du das gemacht, ist die Entscheidung über deine innere Einstellung an der Reihe: Sage dir ganz bewusst, gerne auch laut: „Stopp! Ich will mich jetzt nicht weiter ärgern. Ich habe mich entschieden, in einen positiven Gefühlszustand zu wechseln. Ich möchte jetzt nicht weiter im Ärger leben, dazu ist mir meine Zeit zu schade.“
Du kannst trainieren, emotional schwierige Situationen in Zukunft schnell zu erkennen und sie in den Griff zu bekommen, wenn du deine Gefühle bewusst wahrnimmst, sie akzeptierst und dann deine innere Einstellung dazu bewusst veränderst.
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