Oft fällt es uns leichter, anderen zu helfen, als Hilfe anzunehmen. Dabei müssen wir nicht immer alles alleine schaffen. Eine gesunde Balance zwischen Geben und Nehmen stärkt unsere Beziehungen und macht uns zufrieden. 5 Tipps zeigen dir, wie es dir gelingt.
Du bringst deiner Nachbarin etwas vom Einkaufen mit, holst die Tochter eines Freundes ab und für das Buffet des Sportvereins steuerst du zwei Kuchen bei. Alles kein Problem, du hilfst doch gern! Doch was, wenn du selbst einmal Unterstützung brauchst? Fällt es dir schwer, jemanden um Hilfe zu bitten? Das geht vielen von uns so – wir haben das Gefühl, nicht gut genug zu sein, wenn wir nicht alles alleine schaffen. Doch das ist ein Trugschluss.
Hilfsbereit zu sein ist leicht und tut sowohl deinem Kopf als auch deinem Körper gut. Folgende positive Effekte hat das Helfen:
Tatsächlich ist das Helfen also gar nicht so selbstlos, wie man auf den ersten Blick denkt – denn auch die oder der Helfende profitiert davon. Das gute Gefühl, das dabei entsteht, und die Dankbarkeit, die uns entgegenschlägt, sind eine echte Belohnung.
Das kann sogar so weit gehen, dass die vermeintliche Hilfsbereitschaft kippt und zur Selbsterhöhung wird. Menschen helfen dann unaufgefordert anderen, um ihre narzisstischen Bedürfnisse zu befriedigen – sie stellen andere als Opfer und sich selbst als Helden dar. Das hinterlässt ein ungutes Gefühl und hat mit echter Hilfsbereitschaft und Gemeinschaft nichts mehr zu tun.
Wenn wir uns überlegen, dass wir anderen gern helfen und dies eher als Bereicherung denn als Belastung empfinden, sollte es eigentlich einfach sein, Hilfe anzunehmen – schließlich wissen wir doch, dass die andere Person sich sogar darüber freut, etwas Gutes tun zu können!
Doch so einfach ist es nicht. Immer wieder bekommen wir Menschen als starke Vorbilder präsentiert, die „aus eigener Kraft“ ihren Weg gegangen sind, hart gearbeitet und sich durchgebissen haben. Sie haben alles allein geschafft, wird anerkennend betont. Dass auch diese Menschen ab und an Hilfe benötigt haben oder aber durch ihren Alleingang viel leiden mussten, wird dabei gern verschwiegen.
Durch dieses verzerrte Idealbild des starken Einzelgängers haben wir schnell das Gefühl, bedürftig, schwach oder unfähig zu wirken, wenn wir allein nicht weiterkommen. Wir möchten ungern zugeben, etwas nicht ohne Hilfe zu schaffen. Dieses Eingeständnis nagt am Stolz und schürt die Angst, Abhängigkeit zu schaffen.
Dabei ist das Gefühl, nicht alles allein schaffen zu müssen, eigentlich eine wundervolle Erfahrung. Wir Menschen brauchen Beziehungen, niemand von uns kann allein (über-)leben. Solidarität, Gemeinschaft und Verbundenheit zu erfahren, tut der Seele gut.
Wenn du in eine schwierige Situation gerätst und merkst, dass du die Last nicht allein schultern musst, kann das eine sehr wohltuende und wertvolle Erfahrung sein. Niemand von uns kann ohne die Hilfe anderer leben. Selbst die Menschen, die nach außen hin besonders unabhängig und stark wirken, sind in vielen Situationen auf die Hilfe anderer angewiesen. Wenn du das anerkennst und verinnerlichst, hast du bereits eine neue Perspektive gewonnen. Denn: Hilfsbedürftigkeit ist keine Schwäche, sondern menschlich. Und zu erkennen, wann du Hilfe brauchst und diese dann auch annehmen zu können, ist sogar eine echte Stärke. Denn es erfordert eine gute Selbstwahrnehmung, zu merken, wann die eigenen Grenzen erreicht sind. Wenn du Rat oder Unterstützung brauchst, ist das kein Versagen, sondern ein Anerkennen deiner Situation. Es ist gesünder, nun Hilfe einzufordern, als einfach weiterzumachen, deine Grenzen zu überschreiten und zu leiden. Überlege dir, zu welchen Personen du Vertrauen hast und an wen du dich wenden kannst – so hast du ein gutes Gefühl dabei, dich zu öffnen.
Es geht um eine gesunde Balance aus Geben und Nehmen. Und dabei darf das Nehmen genauso viel Raum einnehmen wie das Geben. Denn wenn wir Hilfe von anderen stets abblocken, wird diese irgendwann auch nicht mehr angeboten – eine Dysbalance entsteht. Wenn du Beziehungen auf Augenhöhe führen möchtest, darfst du also guten Gewissens Unterstützung akzeptieren und Erleichterung verspüren, dass du nicht allen Herausforderungen dieser Welt allein begegnen musst. Alleine bist du stark – zusammen seid ihr stärker!
Du kannst selbst aktiv werden und deine Fähigkeit, Hilfe anzunehmen, ausbauen. Folgende Tipps zeigen dir, wie das gelingen kann.
Frage dich, wieso es dir schwer fällt, Hilfe anzunehmen. Ist es Stolz, Scham, Unsicherheit oder Angst? Oder steckt etwas anderes dahinter? Sobald du deine Schwachstellen kennst, kannst du gezielt daran arbeiten.
Das Delegieren von Aufgaben ist eine gute Möglichkeit, zu üben, wie du Hilfe annehmen kannst. Außerdem kannst du so deine Arbeitsbelastung reduzieren und gleichzeitig anderen die Möglichkeit geben, ihre Fähigkeiten einzusetzen. Eine Win-Win-Situation!
Wenn du Hilfe annimmst, bedeutet das nicht, dass du nicht in der Lage bist, die Dinge selbst zu erledigen. Erkenne und schätze deine eigenen Fähigkeiten und Fortschritte und sieh die Hilfe, die du erhältst, als Unterstützung an, um dein Ziel zu erreichen. Denn niemand muss alles allein schaffen – selbst wenn du es irgendwie schaffen könntest. Es darf einfach sein!
Wenn du Hilfe benötigst, erkläre genau, was du brauchst und wie man dir am besten helfen kann. Denn nur so bekommst du die richtige Unterstützung – und dein Gegenüber kann viel besser einschätzen, ob sie oder er deine Bedürfnisse überhaupt erfüllen kann.
Dankbarkeit ist für helfende Personen sehr wichtig. Ein ehrliches Danke, eine kleine Notiz oder eine Geste der Wertschätzung geben beiden Parteien ein gutes Gefühl. Das kostet weder Zeit noch Geld und bedeutet trotzdem so viel!
Erkenne, wie stark und schön es ist, Hilfe annehmen zu können und sich mit anderen verbunden zu fühlen. Das Zusammenleben ist ein Geben und Nehmen – wenn du die Balance zulässt, wird dein Leben leichter!
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