Eine überraschende Frage, ein peinliches Missgeschick oder ein verbaler Angriff: Es gibt verschiedene Situationen, in denen uns plötzlich die Worte fehlen. Dabei gibt es ein paar einfache Tricks, um in kniffligen Momenten reaktionsfähig zu bleiben.
Der Schriftsteller Mark Twain hat es einmal so formuliert: „Schlagfertigkeit ist etwas, worauf man erst 24 Stunden später kommt.“ Verbale Angriffe charmant und witzig zu kontern, gehört zur rhetorischen Königsdisziplin – und hat vor allem etwas mit Souveränität zu tun. Denn dass uns im entscheidenden Moment die Worte fehlen, liegt größtenteils an der eigenen Unsicherheit. Zum Glück gibt es gute Nachrichten. Erstens: Schlagfertigkeit lässt sich trainieren. Und zweitens: Eine schlagfertige Antwort muss nicht zwingend ein geistreicher Ausspruch sein. Oft ist schon eine kleine Geste völlig ausreichend.
Wer kennt das nicht: Jemand macht eine dumme Bemerkung, äußert eine Beleidigung, stellt eine unangemessene Frage oder versucht auf eine andere Art und Weise, uns verbal zu verunsichern. Was passiert? Unser Blutdruck steigt, der Puls rast und der Kopf ist auf einmal vollkommen leer. Ohne Vorwarnung angegriffen zu werden, versetzt uns in Stress und unser Gehirn ist plötzlich total blockiert. In diesem Zustand souverän zu bleiben und angemessen zu kontern, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Am wichtigsten ist es in solch kritischen Situationen, die Kontrolle zurückzuerlangen, denn nur dann können wir unser Gegenüber in seine Schranken verweisen. Eine Art Erste-Hilfe-Koffer für gute Reaktionen kann dabei wertvolle Dienste leisten. Darin befindet sich zum Beispiel ein kleines Repertoire an Antworten, die immer passen und jederzeit abgerufen werden können. Ein ironisches „Ach ja?“ könnte dazugehören oder ein interessiertes „Soso?“. Manchmal kann es auch helfen, den verbalen Angriff einfach ins Leere laufen zu lassen, indem man die Augenbrauen hochzieht, wissend lächelt – und schweigt.
Auf unvorhergesehene Stresssituationen reagiert unser Körper mit Anspannung. Wenn du unter Druck gerätst, solltest du deshalb als Allererstes tief durchatmen: Das entspannt und macht es dir möglich, wieder einen klaren Gedanken zu fassen.
Versuche, dich nicht selbst unter Druck zu setzen. Es ist nicht notwendig, verbale Anfeindungen immer mit einem besonders geistreichen oder witzigen Kommentar zu erwidern. In den meisten Fällen reicht es völlig, überhaupt eine Reaktion zu zeigen, um der oder dem anderen nicht die alleinige Handlungshoheit zu überlassen. Schlagfertigkeit hat dabei nichts mit einer Kampfansage zu tun: Deine Antwort muss weder streitlustig noch unter der Gürtellinie angesiedelt sein. Überprüfe doch mal ganz für dich die ungesagten Antworten, die dir im Nachhinein eingefallen sind: Welche davon waren tatsächlich dazu geeignet, sie laut auszusprechen, weil sie dem Gespräch angemessen gewesen wären?
Eine bewährte Taktik, die dir Zeit für deine Reaktion verschafft, kann in simplen Nachfragen bestehen: Spiel den Ball an dein Gegenüber zurück, indem du mit „Wie meinst du das?“ reagierst. Während sie oder er antwortet, kannst du dich sortieren.
In Gedanken kannst du erlebte Situationen gut dazu nutzen, um dir geeignete Reaktionen zurechtzulegen. Und zwar solche, mit denen du dich wohlfühlst und die dir und deinem Wesen entsprechen. Passt eine humorvolle Reaktion besser zu mir oder eine möglichst knappe und sachliche Antwort? Je genauer du solche Szenen vor deinem inneren Auge durchspielst, desto besser bist du im echten Leben darauf vorbereitet.
Zu guter Letzt lohnt es sich, Haltung anzunehmen. Zeige körperliche Präsenz, indem du dich aufrichtest und direkten Blickkontakt hältst. Das allein schon gibt deinem Gegenüber zu verstehen, dass du nicht so leicht zu verunsichern bist. So kommt es vielleicht gar nicht erst zu übergriffigen Kommentaren, die eine schlagfertige Reaktion von dir erfordern.
Deine Körperhaltung sendet Signale nonverbal an dein Umfeld. Eine aufrechte Haltung mit zurückgezogenen Schultern und offenem, geradem Blick signalisiert Selbstvertrauen. Übrigens auch dann, wenn du dich selbst vielleicht gerade nicht sicher fühlst. Nutze deine Körpersprache für dich und werde so gar nicht erst zum Ziel für verbale Attacken.
Pack dir selbst einen Erste-Hilfe-Koffer und lege einen kleinen Vorrat an Sätzen hinein, die in so gut wie jeder Situation passen. Das können Zwei-Silben-Worte wie „Ach ja?“ oder „Soso?“ sein, Ausrufe wie „Interessant!“ oder kurze Sätze wie „Ach, das ist Ihre Meinung?“. Wenn du möchtest, kannst du auch passende Zitate berühmter Persönlichkeiten auswendig lernen.
Eine simple Möglichkeit für eine schnelle Reaktion besteht im gezielten Rückfragen: „Wie meinen Sie das?“ oder „Was stört Sie daran?“. Es geht dabei nicht darum, eine Diskussion anzustoßen, sondern dein Gegenüber zu einer Antwort zu bewegen.
Der oder dem anderen zuzustimmen, lässt Vorwürfe oder Provokationen einfach ins Leere laufen. Du brauchst dabei kein Eingeständnis zu machen, aber kannst deinem Gegenüber dennoch recht geben, nach dem Motto: „So kann man es auch sehen.“
Wie reagiert man angemessen auf besonders aggressive Attacken? Deren Sinn liegt meist darin, dich zu einer unklugen Reaktion zu provozieren. Es empfiehlt sich daher, in deinem Konter nicht den Inhalt, sondern die Form der Kommunikation zu thematisieren. Das kann zum Beispiel so klingen: „Auf diese Art der Kommunikation reagiere ich grundsätzlich nicht.“
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