Amsel, Drossel, Fink und Star – tanke Kraft und entspanne bei der Vogelbeobachtung vor deiner Haustür. Der Beitrag zeigt dir, wie Birdwatching wohltuend auf die Seele wirkt.
Vogelbeobachtung, Ornithologie oder ganz modern Birdwatching – egal, wie man es nennt, Vogel-Fans haben einen etwas seltsamen Ruf: irgendwie verschroben, ein bisschen schrullig. Dabei ist mittlerweile erwiesen, dass das Beobachten von Vögeln einen großen Effekt auf unser Wohlbefinden hat.
Vögel üben seit Urzeiten auf uns Menschen eine besondere Faszination aus. Bereits Aristoteles schrieb ein Buch über Vögel, im 19. Jahrhundert kam die Vogelbeobachtung ganz groß in Mode und auch heute noch erfreut sich die halbjährliche Vögel-Zähl-Aktion des NaBu (Naturschutzbundes) regelmäßig größter Beliebtheit. Auch Kunst und Kultur zeigen, wie inspirierend die gefiederten Gesellen zu sein scheinen – in unzähligen Liedern und Gedichten haben Kuckuck, Amsel, Drossel & Co. ihren Platz gefunden. Auch zahlreiche Sprichwörter ziehen Parallelen zwischen Mensch und Vogel: zum Beispiel “ins gemachte Nest setzen” oder “Danach kräht kein Hahn mehr” lassen erkennen, wie präsent Vögel in unserem Leben sind.
Wie aber lässt sich dieser positive Effekt der Vögel erklären? Vielleicht ist es ihre sprichwörtliche Geschäftigkeit. Der frühe Vogel fängt den Wurm – den anderen bei der Arbeit zuzusehen, wirkt einfach entspannend. Gerade Vögel haben offenbar immer etwas zu tun: Im Frühling sammeln sie Material für ihre Nester, im Sommer sind sie stetig auf der Suche nach Nahrung für die frisch geschlüpfte Brut. Zwischendurch wird Gefieder gepflegt, gebalzt, gebadet und natürlich gesungen. Die To-do-Liste eines Vogels ist lang, trotzdem erledigen sie alles mit scheinbarer Leichtigkeit und Eleganz. Beneidenswert, oder?
Vögel sind Sinnbild für eine lebendige Natur. Anders als Haustiere existieren sie unabhängig von uns Menschen und bringen keine Verpflichtungen mit sich. Selbst wer täglich die Spatzen auf dem Balkon füttert, weiß, dass die Tiere auch ohne diese Zuwendung nicht verhungern würden und kann sorglos in den Urlaub fahren.
Vögel bieten uns einen ganz einfachen Zugang zur Welt der Wildtiere. Sie leben direkt vor unserer Haustür und lassen sich nicht davon stören, wenn wir ihnen stundenlang zusehen. Vögel lassen sich auch von ausschweifender Beobachtung nicht aus der Ruhe bringen und erlauben uns Menschen, Anteil an ihrem Alltag zu haben. Das Highlight eines jeden Vogel-Fans: ein Nest mit Jungen im Garten oder auf dem Balkon. So können alle den Nachwuchs vom ersten Schrei bis zum Flüggewerden begleiten – und im Zweifelsfall gegen die Nachbarskatze und andere Fressfeinde verteidigen.
So nah wir den Vögeln aber auch jederzeit sein können, sie bleiben doch immer irgendwie flüchtig. Denn sie haben uns Menschen etwas voraus, was uns seit jeher fasziniert: Sie können fliegen – viele sind sogar richtige Luftakrobaten. Diese besondere Fähigkeit hat uns schon immer zum Staunen und Träumen gebracht, denn Fliegen steht für Freiheit, für Weite und Abenteuer. Natürlich gibt es mittlerweile Flugzeuge und wir sind dem Himmel ein Stückchen näher gekommen. Aber einfach und elegant die Flügel aufspannen und den Sorgen des Alltags entfliehen – das werden uns die Vögel immer voraushaben. Wir können sie immerhin dabei bestaunen und eine Zeit lang zur Ruhe kommen.
Vor allem die Zugvögel scheinen uns in Sachen Freiheit und Selbstbestimmung um Längen voraus zu sein. Sie leben einen Traum, den viele von uns heimlich selbst hegen: Sie verabschieden sich, wenn die Tage wieder kürzer werden, in Richtung Süden und überwintern in sonnigeren Gefilden. Die sich sammelnden Vogelschwärme im Herbst sind für viele von uns ein Zeichen, das mit einer gewissen Wehmut wahrgenommen wird. Umso begeisterter begrüßen wir dann im Frühjahr die wieder eintreffenden Vögel – sie sind ein untrügliches Zeichen, dass es nun auch bei uns wieder warm wird.
Vögel faszinieren uns nicht nur, sie scheinen auch eine unmittelbare Wirkung auf unser Seelenleben zu haben. Man könnte es auch so formulieren: Vögel machen glücklich. Eine Studie untersuchte die Wirkung von Vogelfutterstationen vor Pflegeheimen. Nach drei Jahren wurde bei den Seniorinnen und Senioren, selbst bei den demenzkranken, festgestellt, dass sich Aufmerksamkeit und Gedächtnisleistung enorm gesteigert hatten. Die allgemeine Stimmung war besser, insgesamt schienen die alten Menschen aktiver und fitter geworden zu sein. Das Beobachten der Vögel, deren Beständigkeit und Geschäftigkeit hatte also einen messbaren positiven Effekt auf die Menschen. Naturerlebnisse, und seien sie auch noch so klein, sind demnach wichtig für unsere seelische Gesundheit.
In anderen Studien wurde nachgewiesen, dass Vogelbeobachtung Stress abbauen, zur Entspannung beitragen und sogar Angststörungen verbessern kann. Je mehr Vogelarten im jeweiligen Umfeld beheimatet sind, desto zufriedener sind auch die Anwohnerinnen und Anwohner. Die Natur hat also einen direkten Einfluss auf unsere Glücksgefühle.
Wenn du Lust bekommen hast, die heimische Vogelwelt für dich zu entdecken, lass dich von folgenden Tipps inspirieren. Vielleicht bist du dann schon bald ein echter Vogel-Fan.
Wir entfremden uns immer weiter von der Natur. Vögel aber sind immer da – sie sind so anpassungsfähig, dass sie selbst in Großstädten allgegenwärtig sind. Die Tauben auf dem Markusplatz, der freche Spatz im Park oder die Enten auf dem Dorfweiher – Vögel wohnen überall mit uns. Das heißt, du kannst jederzeit loslegen mit der Beobachtung … direkt vor der Haustür oder vielleicht sogar von deinem Balkon aus. Obendrein ist Vogelbeobachtung ein kostengünstiges Hobby. Zunächst brauchst du nur deine Augen. Wenn du tiefer einsteigen willst, kannst du dir ein Futterhäuschen in den Garten stellen, ein Fernglas zulegen und ein Buch zur Vogelbestimmung kaufen.
Vogelgesang ist ein Alltagsgeräusch, das uns beinahe immer begleitet. Melodisches Zwitschern, zartes Piepen oder unangenehmen Krächzen – jede Vogelart hat ihren ganz eigenen, charakteristischen Gesang. Lausche doch einmal dem Kuckuck, der seinen eigenen Namen zu singen scheint, oder der Amsel, bei der man nie genau weiß, ob sie nun gerade trillert oder schimpft. Erfreue dich am Abendgesang der Nachtigall. Schon bald wirst du die unterschiedlichen Vogelstimmen erkennen.
In einem Vogelleben gibt es immer etwas zu tun – und wir Menschen sehen gerne dabei zu. Das Treiben der Vögel zieht unsere Aufmerksamkeit an, ohne anzustrengen. Du kannst eintauchen in eine Welt, die ganz unabhängig von dir existiert, und darüber deine Sorgen und Probleme vergessen. Gefordert wird dabei nichts von dir – lehne dich einfach zurück und beobachte.
Im Herbst sammeln sich die Zugvögel, um in Richtung Süden aufzubrechen, im Frühjahr kehren sie nach und nach zurück. Das fröhliche Trällern der Singvögel ist für viele sogar der Soundtrack des nahenden Frühlings. Vögel sind wie ein kleines Fenster zur Natur und zu den Jahreszeiten, sie sind ein Sinnbild für den ewigen Kreislauf des Lebens. Das kann dir Halt und Kraft für den Alltag und schwere Zeiten geben.
Unglaubliche 10.000 Vogelarten gibt es auf der Welt zu beobachten, in Deutschland sind es um die 300 – und jede von ihnen ist einzigartig und besonders. Die meisten sind auf ihren individuellen Lebensraum spezialisiert. Alle Vögel haben Federn – aber da hören die Gemeinsamkeiten schon beinahe auf. Während der Vogel Strauß nicht fliegen, dafür aber umso schneller rennen kann, verbringt der Wanderfalke einen Großteil seines Lebens in der Luft. Vögel können je nach Gattung tauchen, schwimmen, fliegen oder schnell laufen – und wenn es sein muss, dann fliegen sie einmal um den halben Erdball, um die perfekten Bedingungen für ihre Nistplätze zu finden. Kaum eine Tierart ist so vielfältig, farbenfroh und verblüffend – Vögel zeigen uns einmal mehr, wie wunderbar unsere Natur ist.
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