Demenzkranke zu pflegen ist weit mehr als eine einmalige Grenzerfahrung – Podcast #140

In dieser Folge des Podcasts "Wecke deine Lebensfreude" geht es nochmals um die Pflege von Angehörigen, diesmal von Demenzkranken. Die Demenzberaterin Désirée von Bohlen und Halbach gibt hierfür wertvolle Einblicke und Ratschläge.

Demenzkranke zu pflegen ist weit mehr als eine einmalige Grenzerfahrung – Podcast #140
© PAL Verlag, unter Verwendung eines Fotomotivs von unsplash.com

Wie schon in der vorangegangenen Folge des psychologischen Podcasts "Wecke deine Lebensfreude" widmen sich Claudia Morgenstern und Maja Günther dem großen Thema Pflege von Angehörigen. Diesmal legen sie ihren Schwerpunkt auf die Pflege von Demenzkranken und haben dafür einen kompetenten Gast eingeladen: Désirée von Bohlen und Halbach, die Gründerin und Vorständin von Desideria, einer Beratungsorganisation für Angehörige von Demenzkranken.

Sie erzählt uns von ihren Erfahrungen in der Arbeit mit Menschen, die Demenzkranke begleiten und pflegen. Gemeinsam besprechen wir, wann Pflegende Grenzen ziehen sollten und an ihre Grenzen stoßen, warum es wichtig ist, sich von Anfang an bei der Pflege helfen zu lassen und wie wir uns gegenüber Menschen mit Demenzerkrankungen öffnen und ihnen so ganz neu begegnen können.

 

Warum Angehörige von Demenzkranken selten spüren, wann sie selbst Hilfe brauchen, und wie sie dem vorbeugen können

Désirée von Bohlen und Halbach schildert, was sie dazu veranlasst hat, sich in der Angehörigenberatung von Demenzkranken zu engagieren und warum sie Desideria gegründet hat. 

Aus ihrer persönlichen Erfahrung als Betroffene wie Beraterin kam sie dabei immer wieder an den Punkt, erkennen zu müssen, dass Angehörige oft nicht spüren, wann sie beim Pflegen über ihre Grenze gehen. Einfach, weil der Prozess schleichend vorangeht. Das bedeutet: Angehörige sind so beschäftigt damit, die unterschiedlichsten Bälle in der Luft zu halten, dass sie für die eigenen Bedürfnisse keine Aufmerksamkeit aufbringen können und sie hintanstellen. Die Folge kann sein, dass sie selbst als pflegende Angehörige "zusammenklappen". Und dann sind es am Ende zwei Patient:innen.

Die Frage ist also, wie kann ich mir von Anfang an – ab Tag 1 der Diagnose – Hilfe holen, zum einen von professioneller Seite, zum anderen vom eigenen Netzwerk? Nicht erst, wenn nichts mehr geht. Denn Demenz ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Und den schaffen wir nicht, wenn wir es ganz alleine machen. Denn Demenz ist kein vorübergehender Zustand – nicht für die Betroffenen und nicht für die Angehörigen.

Demenz ist wie ein ungebetener Gast, der vor der Tür steht und nicht mehr geht. 

Désirée von Bohlen und Halbach

Wie kann ich einem an Demenz erkrankten Menschen begegnen?

Wie kann ich einem an Demenz erkrankten Menschen begegnen?

 

Désirée von Bohlen und Halbach ist es ein Anliegen, Menschen mit ihrer Arbeit die Angst und Unsicherheit vor dem Umgang mit Demenzkranken zu nehmen. Denn oftmals reagieren die Betroffenen am besten, wenn wir ihnen ganz normal begegnen und ihnen das Gefühl geben, dass sie in Ordnung sind, wie sie sind.

Natürlich gibt es dabei ein paar Besonderheiten, die wir beachten sollten. Etwa, dass wir nicht mit Demenzkranken diskutieren können, weil sie in ihrer eigenen Realität leben, in der Argumente anderer nicht zählen. Ein guter Weg für den Umgang ist deshalb, das momentane Gefühl der dementen Person aufzunehmen und es zu formulieren oder im Zweifel nachzufragen. Es geht also darum, die Person zu verstehen, anstatt ihr etwas vorzuschreiben.

Was genau macht die Angehörigenberatung Desideria?

Es gibt eine ganze Reihe an Beratungsorganisationen wie Desideria, die eine Vielzahl an Kontaktmöglichkeiten und Angeboten für Angehörige bereithalten. So können Angehörige Desideria persönlich kontaktieren, entweder über die Website desideria.org oder über Online-Demenzsprechstunde. Neben persönlichen, Gruppen- und Familien-Coachings  bietet Desideria den monatlichen Podcast "Leben. Lieben. Pflegen." von zwei Frauen, die selbst demenzkranke Angehörige gepflegt haben, die sogenannten "Mutmach-Geschichten" von Angehörigen, die ohne Scham von ihren Erfahrungen mit Demenzerkrankten sprechen, oder den Fotowettbewerb "Demenz neu sehen" u.v.m.

Mit allen Angeboten und Aktionen wollen sie die Demenzpflege raus aus der Tabuzone zu ziehen. Umso wichtiger ist den Initiatorinnen von Desideria deshalb, auch anderen Angehörigen von Demenzkranken zu erzählen, dass es Hilfsorganisationen wie Desideria gibt und von ihren positiven Erfahrungen damit.

Demenzerkrankte zu pflegen ist eine Lebensaufgabe

Aber natürlich ist es eine große Aufgabe und Herausforderung, alles jeden Tag aufs Neue selbst zu bewältigen, die viel innere Stabilität und erfordert und einem viel abverlangt. Vielleicht ist ein Weg für eine positive Bewältigung dessen, feinfühliger zu werden – mit sich selbst und dem Gegenüber.

Wenn du in der Situation bist, einen demenzkranken Menschen zu begleiten, oder wenn du jemanden kennst, die oder der das tut, dann fühle dich inspiriert und angesprochen, dir selbst und anderen Hilfe zu suchen in deinem persönlichen Netzwerk, bei Therapeutinnen und Therapeuten, oder dich an eine Organisation wie Desideria zu wenden.

Wir bedanken uns bei Désirée von Bohlen und Halbach für ihre informativen Einblicke in ihre Demenzcoaching-Arbeit und ihre wertvollen Anregungen und wir wünschen dir viel Mut und Kraft bei der Pflege von demenzkranken Angehörigen.

Deine Claudia und Maja 

Wecke deine Lebensfreude – der psychologische Podcast für mehr Zufriedenheit und innere Stabilität

Du findest alle Folgen des Podcasts hier zum Nachhören. Mehr zum Podcast selbst und über Maja und Claudia erfährst du hier.

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